Wenn es fließt, wärmt und kühlt: Wasseranwendungen zum Gesundbaden
„Lernt das Wasser richtig kennen, und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein.“ Sebastian Kneipps Hydrotherapie ist die Basis für Wasseranwendungen in der Wellness-Kultur.
Von der Bergquelle bis zum Wasserfall, vom Badesee bis zum Fluss – wenn es um Wasser geht, ist Österreich ganz in seinem Element. Sieben Menschen, die glasklare Seen und Flüsse zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben, erzählen, warum das Leben am Wasser sie glücklich macht. Dazu gibt's Tipps für euren Sommerurlaub am Wasser.
Was uns an einer Schwimmrunde im tiefblauen See so guttut, hat sich vor Jahrmillionen in uns Menschen entwickelt – denn alles Leben kommt aus dem Wasser. „Blue mind“ nennt die Forschung das, was für uns beim Anblick, Eintauchen oder Trinken spürbar wird: Wasser ist buchstäblich ein Lebenselixier, das wir brauchen und lieben. Wasser ist Erholung, Inspiration und Aktivität. Am Wasser kommen wir zur Ruhe, vielleicht auf Ideen, fühlen Frieden oder sind einfach glücklich.
Wir stellen euch hier Menschen vor, die das Leben am Wasser lieben: Die Leidenschaft fürs Segeln brachte die Brüder Kobale von den heimischen Seen zum professionellen Regattasport. Astrid Eder erzählt von ihrer Begeisterung, Kapitänin am Grundlsee zu sein. Für Tapu, Raftingguide im Gesäuse, gibt es nichts Schöneres, als seinen Gästen das Wilde-Wasser-Leben seiner Wahlheimat Steiermark zu zeigen. Andreas Leib, Küchenchef im Strandhotel Weissensee, holt sich Kraft aus der Ruhe am Weissensee. Auch Martin Müller genießt als Fischökologe und Berufsfischer die Stille an diesem Kärntner See. Und Thomas Helml, Gastgeber der Villa Verdin, tauschte die Rastlosigkeit gegen seine „unglaublich schöne Insel“ am Millstätter See.
Es liegt ihnen im Blut, sich in freier Natur wohlzufühlen – im und am Wasser sowieso. Egal, ob bei Kälte oder Regen: Die Hingabe zum Segelsport führt die Brüder Konstantin und Oliver Kobale bereits seit Jahren von See zu See in Österreich.
Auch den Wolfgangsee, zwischen dem SalzburgerLand und Oberösterreich gelegen, kennen sie wie ihre, na ja, Segeltasche. Hierher kehren sie nach ihren langen Etappen immer wieder zurück. Sie lieben das Blau und das Grün, in das sie nach ihren weltweiten Segeltörns regelrecht abtauchen. So losgelöst und örtlich ungebunden sich die jungen Männer auf ihren Weltreisen fühlen mögen: Das Nachhausekommen an „ihren“ geliebten Alpensee erleben sie jedes Mal mit Begeisterung. „Wenn man dann wieder zurückkommt, hat man einen ganz anderen Blickwinkel“, erklärt Konstantin die Magie der Rückkehr. Mittlerweile hat sich das Brüderpaar seinen Traum erfüllt. Als Offshore-Segler nehmen sie am Ocean Race 2023, der berühmten Segelregatta rund um die ganze Welt, teil. Schiff ahoi! Und gutes Heimkommen.
Astrid Eder ist Kapitänin am Grundlsee im steirischen Salzkammergut. Hier geht es bei einer Schifffahrt nicht darum, möglichst rasch von einem Ort zum anderen zu gelangen. Eigentlich steht das Gegenteil am Plan. Und genau das mag die junge Schiffsführerin an ihrem Beruf, der sie regelmäßig über den größten See der Steiermark führt: die wunderbare Leichtigkeit der Langsamkeit, die sich einstellt, wenn sie an felsigen Bergrücken, Wäldern und den kleinen Ortschaften vorbeigleitet.
Hier erleben ihre Gäste Entschleunigung. Die ruhige Art der Fortbewegung überträgt sich bald auf die eigene Befindlichkeit. Astrid Eder beobachtet immer wieder, wie die Passagier*innen gelassen und entspannt die langsame Beschaulichkeit genießen: „Wenn ich die Menschen über das Wasser mitnehme, dann fühlen sich unsere Gäste am Schiff oft über das Wasser mit der Region verbunden.“ Schöner kann eine Schifffahrt nicht sein.
Alle hören auf das Kommando von Tapu, dem sympathischen Raftingguide im Nationalpark Gesäuse in der Steiermark: Alle paddeln, alle kämpfen gemeinsam gegen die Strömung, alle auf Tuchfühlung mit der eiskalten Gischt: Rafting im Wildwasser der „Flussperlen“ Enns und Salza ist ein aufregender, schneller Sport. Auch wenn es keineswegs um ein beschauliches Erlebnis geht, so schafft auch hier das Wasser Verbundenheit – zwischen den Menschen, die im Boot sitzen, gleichermaßen wie zur Natur.
Tapu liebt diese Perspektive aus dem Wasser auf die Wälder und Felsen am Ufer. Immer wieder wird er von seinen Gästen gefragt, was ihn aus seiner Heimat Tahiti ausgerechnet hierhergeführt habe. „Schaut euch doch um“, entgegnet er dann, „Berge, Bäume, überall grün! Der Fluss hat fast die gleiche Farbe wie die Lagunen, die wir auf Tahiti haben.“ Und damit ist dieses wunderbare glasklare Türkis gemeint.
Es ist vor allem die Stille, die Andreas Leib am Weissensee so liebt. Diese Ruhe „macht etwas“ mit dem jungen Küchenchef. Da sitzt er dann gerne am Steg des Strandhotels Weissensee oder springt ins Wasser und lässt sich für seine innovative fleischlose Gourmetküche inspirieren. Österreichs erstes vegetarisch-veganes Hotel ließ in der Kulinarikszene aufhorchen, als der Karotte plötzlich ein ganzer Hauptgang gewidmet wurde. Und das nicht nur in Kärnten.
Bald merkten die Gäste, wie facettenreich ein pflanzliches Menü sein kann. Dabei ist der Anspruch kein geringer: Die Gerichte „sollen Körper, Geist und Seele rundum guttun“. In seiner vegan-vegetarischen Küchenlinie entwickelt Andreas Leib laufend neue Gerichte und probiert aus. Damit bekommt der Leitsatz der Region Weissensee als „Spielplatz der Natur“ eine ganz neue Bedeutung. Denn für den Küchenchef ist der Weissensee zweifellos ein „Spielplatz des Genießens“.
Eingebettet in die Gailtaler Alpen, strahlt der Kärntner Weissensee vor allem eines aus: Ruhe. Wer die Gelassenheit sucht, ist hier genau richtig. Die weißen Ränder, die das westliche Ufer säumen, geben dem Weissensee seinen Namen. Dieses helle Band entsteht durch die fast weißen Ablagerungen von Kalkstein am Seegrund. Der sandige Grund des fischreichen Alpensees ist an manchen Stellen bis zu einer Tiefe von 10 Metern zu sehen.
Neben Schwimmen, Stand-up-Paddling und Segeln bietet der Lebensraum um den unverbauten Badesee vielfältige Möglichkeiten, den Sommerurlaub zu genießen – sei es zu Fuß oder mit dem Mountainbike.
Zwei Drittel der Uferfläche des Naturparks Weissensee stehen unter Naturschutz. Die Auszeichnung „Naturpark“ wird nur jenen Regionen verliehen, die weite Landschaftsteile schützen. Und eine weitere Besonderheit: Aufgrund seiner besonders reinen Luft wurde dem Weissensee das Prädikat „Heilklimatischer Luftkurort“ verliehen.
Wenn sich die Sonnenstrahlen im Osten noch nicht über die Berge geschoben haben und der Morgennebel wie ein heller Schleier über dem Wasser schwebt, gehen Martin Müllers Lieblingszeitfenster und gleichermaßen sein Herz auf. Denn da genießt der Fischökologe und Berufsfischer diese Stille am Weissensee, für die viele Gäste genau in dieser Region Urlaub machen.
Am Weissensee hat man schon früh damit begonnen, für die Umwelt nachhaltig zu denken und zu handeln. Martin Müller bringt die Verantwortung der Fischerzunft und der Bewirtschaftung von Gewässern auf den Punkt: „Es geht darum, mit Rücksicht zu fischen. Unsere Ururenkel haben ein Recht darauf, auch später intakte Ökosysteme zu erleben.“ Dass Martin Müller einen wertvollen Beitrag mit seiner Arbeit – in dieser traumhaft schönen Region – leisten darf, genießt er als Privileg. Und noch eine gute Nachricht: Dieses Bewusstsein für Nachhaltigkeit macht Schule in ganz Österreich.
In Österreich gibt es unzählige schöne Platzerl, darunter sogar manches Naturwunder. Und besonders schöne „Platzerl mit Gänsehaut“ nennen wir gern „magische Orte“. Dazu zählt die Villa Verdin am Millstätter See. Fragt man Thomas Helml, Kopf und Seele des unkonventionellen Seehotels in Kärnten: „Was ist denn das gewisse Extra?“, antwortet er: „Das, was man nicht beschreiben kann.“
Vielleicht ist es der spiegelglatte See, an dem die kunterbunte Villa im Jahr 1894 erbaut wurde? Vielleicht das stimmige Durcheinander an alten Möbeln, das längst zum Urlaubskult wurde? Das familiäre Flair, die regionale Küche, der Wein? Jedenfalls hat dieser spezielle Ort am Wasser sogar Thomas Helml gezähmt. Das wilde Leben seiner Vergangenheit hätte damals noch lange weitergehen können. Allerdings entschied er sich für die „unglaublich schöne Location“. Eh klar. Schließlich ist diese altehrwürdige Villa so etwas wie eine Insel. Für den umtriebigen Hoteldirektor ebenso wie für seine Gäste.
Ein Sprung ins kühle Nass, stundenlang am Ufer liegend in den Lieblingskrimi versinken oder den See mit dem E-Bike umrunden: Beim Blick auf den Millstätter See stellen sich Ruhe und Gelassenheit ganz von allein ein. Aber auch wer die Natur erkunden will, wird belohnt. Kärntens zweitgrößter See gilt als Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen in den Nockbergen. Die Landschaft zwischen dem See und den Bergen umfasst rund 500 Kilometer Wanderwege – mit dem Millstätter See als ständigem Begleiter.
Sein Südufer ist übrigens naturbelassen und nahezu unverbaut. Die wenigen Bauwerke – prächtige Schlösser und Burgen – stechen jedoch beeindruckend hervor: Eines der bedeutendsten Gebäude ist Schloss Porcia in Spittal an der Drau, das zu den schönsten Renaissancepalazzi außerhalb Italiens zählt. Österreichs Süden wartet also auch mit mediterranem Flair auf.
„Lernt das Wasser richtig kennen, und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein.“ Sebastian Kneipps Hydrotherapie ist die Basis für Wasseranwendungen in der Wellness-Kultur.
Mit seinen Seen, Flüssen und dem reinen Trinkwasser spielt Österreich als „Wasserreich“ die erste Geige unter den Alpenländern – und achtet gut auf diesen Schatz.