Schon Aristoteles und Caesar kannten den
Böhmerwald. Allerdings bezeichneten sie ihn mit dem Namen „Hercynia silva“. Der Wald und die Holzwirtschaft bestimmten dann auch über Jahrhunderte die
hügelige Mühlviertler Landschaft. Noch heute findet man an zahlreichen Bächen kleine Sägemühlen, die gemeinsam mit den vielen Mehl- und Leinölmühlen dem
Mühlviertel ihren Namen gaben. Freilichtmuseen wie die
Venetianersäge in Windhaag bei Freistadt halten dieses Erbe wach. Wenn hier das Mühlrad von Wasser angetrieben wird, Zahnräder über Riemen eine Einblattsäge in Betrieb setzen, die dann ganz ohne Strom einen Baumstamm durchsägt, versetzt dieser jahrhundertealte, wohl durchdachte Mechanismus viele Besucher in fasziniertes Staunen.
Respekt vor der Vergangenheit gebietet auch das
Mühlviertler Schlossmuseum, das im wehrhaften gotischen Turm des Freistädter Schlosses untergebracht ist. In jedem Stock erwartet den Besucher eine andere Facette aus dem alltäglichen Leben der Region. Brauchtum des Jahres- und Lebenslaufs, bäuerliche Wirtschaftsgeräte, alte Uhren und ewige Kalender und vieles mehr erwarten die wissenshungrigen Besucher. Werke der Volksandacht finden hier ebenso Platz wie Belege für den Aberglauben der bäuerlichen Bevölkerung. So finden sich unter den Talismanen und Glückssteinen gar seltsame Stücke wie die „Verschreifeige“, die verhindern sollte, dass einem Lob allzu sehr zu Kopfe stieg. Der luftige Höhepunkt und zugleich Abschluss des Schlossmuseums ist schließlich auf der Turmbrüstung erreicht, wo man mit einem fantastischen Rundblick auf die mittelalterliche Stadt
Freistadt und das hügelige Umland belohnt wird.
Die beste Reisezeit für die
Mühlviertler Museumsstraße ist von April bis Oktober, denn während des Winters sind viele kleine Museen und die meisten Freilichtmuseen der
Museen in Oberösterreich geschlossen. Der Sommer ist auch wohl auch die beste Zeit, um die Tradition der Leinenweberei kennenzulernen – schließlich trägt sich der feine Stoff zur warmen Jahreszeit besonders gut. Einen umfassenden Blick auf das Textilgewerbe gewinnt man etwa im reich ausgestatteten
Webereimuseum in
Haslach oder im
Färbermuseum in
Gutau, wo anhand alter Arbeitsgeräte wie der tiefen Farbbottiche aus Eichenholz oder der gewaltigen Mangel zum Plätten der Leinenstoffe die Mühsal der Stoffbearbeitung nachvollziehbar wird.
Ebenso alt wie die Weberei ist im Mühlviertel das
Schmiedehandwerk.
Lasberg bei Freistadt war früher so etwas wie ein Zentrum dieser Zunft. In einem der ältesten Häuser des kleinen Orts befindet sich die 1526 errichtete
Huf- und Wagenschmiede, nur unweit davon liegt die ehemalige
Spiralschmiede, die unter anderem die Hufeisen für die Mühlviertler Pferdeeisenbahn schmiedete. Und in der
Lasberger Fürstenhammer Hammerschmiede wurden seit dem 16. Jahrhundert Sensen erzeugt. Alle diese alten Handwerksbetriebe sind noch im Urzustand erhalten, und als Erinnerung können sich Besucher in der Hammerschmiede auf einem Münzprägestock den Lasberger Glücksheller selbst schlagen.
Dass die Mühlviertler aber nicht nur hart und fleißig arbeiteten, sondern sich auch gerne dem Genuss hingaben, lässt sich etwa im
1. OÖ Schnapsmuseum in
St. Oswald bei Freistadt oder im
Mostmuseum in
Neumarkt im Mühlkreis nachvollziehen. Nach einem langen Museumstag kommt beim Verkosten der edlen Tropfen schließlich auch der Gaumen auf seine Rechnung.