Winterwandern in Österreich: Das beschauliche Naturerlebnis
Beim Winterwandern durch Österreichs Schneelandschaften zeigt sich der Winter von seiner ruhigen Seite. Hier gibt’s die schönsten Winterwanderwege.
Tausende kleiner Schneekristalle funkeln in der Sonne, schweben schwerelos durch die kalte Winterluft, die jungen Fichten sind ganz dick eingemummelt. Kein Weg mehr zu erkennen. Ohne Schneeschuhe würden wir einfach im tiefen Pulverschnee versinken. Mit den großen Tellern an den Füßen hingegen geht’s problemlos querfeldein.
Wenn ihr in Osttirol mit einer Nationalparkrangerin oder einem Ranger eine Schneeschuhwanderung unternehmt, ist es gut möglich, dass ihr einen der „Big Five der Alpen“ erspäht: Steinbock, Steinadler, Schneehuhn, Gämse und Bartgeier zeigen sich in der kalten Jahreszeit zwar selten, doch die Rangerin oder der Ranger weiß, wo und wann ihr diese scheuen Tiere im Nationalpark Hohe Tauern am besten antrefft.
Er kennt auch die Namen der vielen Dreitausender, deren schroffe, weiße Gipfel ringsum in den dunkelblauen Himmel ragen. Großglockner und Großvenediger, die beiden höchsten, bleiben meist auch Ortsunkundigen in Erinnerung. Angenehmer Nebeneffekt dieser erlebnisreichen Schneeschuhwanderung: das wunderbare Glücksgefühl, wenn nach und nach der Alltag von einem abfällt.
Richtiges Schuhwerk
Am besten schnallt man sich die Schneeschuhe an Berg- bzw. Wanderschuhe mit stabiler, verwindungsfester Profilsohle.
Welcher Schneeschuh passt zu mir?
Je größer der Schneeschuh, desto weniger sinkt man im Tiefschnee ein. Plant man Touren in steilerem Gelände, empfehlen sich kleinere Schneeschuhe. Weniger anstrengend ist das Gehen übrigens mit nicht zu breiten Schneeschuhen.
Die Bindung
Sie sollte mittels Schnellverschluss – auch mit Handschuhen – einfach zu öffnen und zu schließen sein. Bindungen, die eine seitliche Kippbewegung zulassen, verringern die Belastung der Knöchel. Verstellbare Bindungen haben den Vorteil, dass sie für unterschiedliche Schuhe eingestellt werden können.
Die Stöcke
Am besten nehmt ihr in der Länge verstellbare Teleskopstöcke mit großem Schneeteller.
Sandra wohnt in Berlin und kennt die Berge und richtiges Schneetreiben daher eher vom Hörensagen. Im Winterurlaub in Österreich unternimmt sie eine Schneeschuhwanderung durch den Bregenzerwald – eine Gegend die als das Winter Wonderland Österreichs bekannt ist. Was die Großstädterin dabei erlebt hat, erzählt sie euch hier.
Spät abends stehe ich vor dem Hotel und sehe dabei zu, wie er fällt. Der Schnee. Sanft und leise tut er das. Als ich morgens aus dem Fenster meines Hotels im Bregenzerwald sehe, ist er immer noch da. Der Schnee. Ist liegen geblieben auf der Welt. Und ist noch mehr geworden, weil da ja auch vorher schon welcher war. Später wird die Sonne das alles ganz vortrefflich ausleuchten und ich freue mich schon jetzt wie ein Kind auf das bevorstehende Schneeschuhwandern.
Als kleine Gruppe von sechs Personen sind wir am nächsten Tag mit Jürgen, unserem Guide, unterwegs, der uns nach dem Frühstück vor dem Hotel erwartet. Jürgen arbeitet auch als Skilehrer und ist ein richtig uriger Typ mit sonnengebräunter Haut. Man sieht ihm an, dass er sein Leben am liebsten draußen verbringt und er wahrscheinlich jeden Kieselstein in der Gegend kennt. Im Hotel wählt er Schneeschuhe für uns aus, im angrenzenden Sportgeschäft kommen noch Stöcke hinzu. Dann springen wir in seinen Bus und fahren ein kurzes Stück Richtung Talstation Salober.
Während wir das tun, stelle ich fest, doch ganz schönen Respekt vor der Wanderung zu haben. Meine Beziehung zum Schnee ist mehr als ausbaufähig. Wir sind höchstens Bekannte. Weit entfernte Bekannte. Denn in Berlin findet die kalte Jahreszeit in der Regel ohne nennenswerten Schneefall statt. Wann hätte ich je eine Gelegenheit gehabt, den Winter von seiner besten Seite kennenzulernen? Meine heutige Schneeschuhwanderung im Bregenzerwald ist deshalb ein außergewöhnliches Erlebnis für mich – auch wenn ich befürchte, es könnte ziemlich anstrengend werden. Immerhin warten keine präparierten Pisten oder geräumten Wege auf uns. Stattdessen werden wir querfeldein durch tiefen Pulverschnee wandern. Damit wir nicht in den Schneemassen versinken, schnallen wir uns tellerähnliche Hilfsmittel um die Wanderschuhe. Sie verteilen das Körpergewicht ideal – und schon stiefeln wir los.
Jürgen hat ausreichend Zeit eingeplant und achtet auf jede Einzelne und jeden Einzelnen in unserer Gruppe. Wir wandern ganz gemächlich, damit alle aufschließen können. So hält sich die Anstrengung überraschenderweise in Grenzen. Während einer Pause frage ich Jürgen, ob wir uns Gedanken über Lawinenabgänge machen müssen. Lawinen sind bei so viel Schnee doch sicher eine nicht zu unterschätzende Gefahr? Mit ihm, einem erfahrenen Guide, der den Schnee und die Gegend gut kennt, sind wir sicher, sagt Jürgen. So fühle ich mich auch … sicher.
Mehrmals an diesem Tag habe ich Tränen in den Augen, weil es hier so unfassbar schön ist. Die stille Pracht, die unzähligen Schneekristalle, die sich zu einem riesigen, weißen Meer zusammengetan haben und sorglos in der Sonne glitzern. Manchmal ist der Schnee aufgewühlt, von anderen Wanderinnen und Wanderern. Und da! Frische Spuren eines Schneehasen, der erst vor kurzem hier vorbeigekommen sein muss. Die Bäume sehen aus, als hätte sie jemand liebevoll mit einer Extraportion Puderzucker bestreut – darüber der blaue Himmel und die Sonne. An einem Hang wandern schwarze Punkte herum, es muss wohl eine Herde Gämse sein. Umringt von Hügeln und Berggipfeln, die mal gut sichtbar sind, um sich dann wieder geheimnisvoll hinter einem Wolkenschleier verbergen, gehen wir. Und gehen und gehen. Kann das bitte niemals enden?
Leider tut es das aber, an der Talstation Salober, in deren Nähe wir vor ein paar Stunden aufgebrochen sind. Auf die weißen Hänge, die morgens noch fast unberührt waren, haben inzwischen Skifahrerinnen und Skifahrer Muster gemalt. Ich blicke dem Winter nochmal tief in die Augen. Denn schon morgen muss ich ihn wieder verlassen. Für mich wird es weiter nach Bregenz gehen, wo der Frühling bereits Einzug hält. Mit diesem Schnee, wie es ihn hier gibt, werde ich nun vermutlich wieder für längere Zeit nicht in Berührung kommen. Am liebsten würde ich ihn mitnehmen. Ihn in meine Taschen stopfen. Genau wie die Weite, die Berge und die klare, kalte Luft. Der Tag im Schnee reiht sich in meine Sammlung persönlicher Glücksmomente ein und Winterurlaub wird nun tatsächlich öfter für mich in Frage kommen. Der Schnee und ich, wir sind gute Freunde geworden.
Ob ihr eine Schneeschuhwanderung auf eigene Faust unternehmen solltet, hängt von der Gegend, eurer Kondition, eurer Erfahrung und den Wetter- bzw. Schneebedingungen ab. Falls ihr euch unsicher seid und um eurer Schneeschuherlebnis richtig genießen zu können, schnappt ihr euch am besten einen Guide – entweder für euch allein oder im Rahmen einer Gruppenwanderung. Er oder sie kennt die Gegend und ihr könnt euch ganz auf das Erlebnis in der Natur einlassen. Immerhin seid ihr im Urlaub, wer will sich da schon um die Routenplanung kümmern? Beim Winterwandern könnt ihr übrigens allein losziehen, da ihr dabei mit gewöhnlichen Winter- bzw. Bergschuhen auf gesicherten und markierten Wegen unterwegs seid.
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