Die magische Wachau
Sanfte Weinberge, historische Orte und sehr viel Sonne auf 33 Kilometern entlang der Donau: Das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau gilt als eines der schönsten Flusstäler Europas.
Auf 350 Flusskilometern hat die Donau in Österreich eine der schönsten Kulturlandschaften Europas geschaffen. Zwischen Passau und Bratislava fließt sie durch Oberösterreich, Niederösterreich und Wien. Auf ihrem Weg verbindet sie dabei nicht nur Bundesländer und Regionen, sondern auch Epochen miteinander. Und alle scheinbaren Gegensätze.
So, ein paar Schritte noch: Dann kann man sie sehen. An den Bäumen dort vorne vorbei, bis zur Aussichtsplattform, und dann: Luftholen. Durchatmen. Kamera aus dem Rucksack holen. Ist das ein Ausblick! Als ob ein Maler die ganze Schönheit der Welt auf einer Leinwand verewigt habe – so liegt die Donau dort unten. Sie kommt aus dem Hintergrund, fließt auf einen zu, legt sich dann in eine perfekt geschwungene Kurve und beschließt anschließend, nach hinten aus dem Panorama herauszufließen. Würde ein Filmregisseur eine solche Kulisse präsentieren, hieße es: Das ist doch bestimmt am Computer entstanden, so absolut perfekt kann eine echte Landschaft doch nie und nimmer aussehen. Doch, kann sie.
Die Schlögener Schlinge ist die berühmteste Schleife der Donau und ein Meisterstück der Evolution, eine Co-Produktion von Wind und Wasser und ein paar Millionen Jahren Zeit. Und die Donau wiederum ist – ja, was denn eigentlich? Der zweitlängste Fluss Europas zum Beispiel, 2.850 Kilometer lang. Der internationalste der Welt, das auch; von der Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung im Schwarzen Meer durchquert die Donau insgesamt zehn Länder. Sie ist auch der einzige Strom, bei dem die Kilometer von der Mündung zur Quelle gezählt werden und gleichzeitig der einzige in Europa, der von Westen nach Osten unterwegs ist. Vor allem aber ist die Donau die Lebensader Österreichs. Auch wenn sie von ihren 2.850 Kilometern nur 350 durch das „Land am Strome“ fließt.
Den meisten kommen ja sofort die Berge in den Sinn, wenn sie an Österreich denken – dabei hat die Donau dieses Land viel stärker geprägt. Schon die Römer nutzten sie als Wasserstraße, bereits damals gelangten Waren und Weltanschauungen über die Donau ins Land. Dass der Fluss ein mildes Mikroklima mit fruchtbaren Böden schuf, lockte die Menschen schon früh an seine Ufer. Sie bauten Burgen und gründeten Orte. Errichteten Schlösser, planten Städte. Schufen eine Kulturlandschaft, die einzigartig ist. Wenn man heute durch das Innviertel fährt, durch das Kremstal oder die Wachau, hat man immer wieder das Gefühl, alles dort sei von unsichtbarer Hand zu einem großen Ganzen zusammengefügt: die Hügel und Orte, die Marillengärten und Weinberge, die Wälder und Felder, und die Donau mittendrin. Auch die Frommen und Gottesfürchtigen verspürten früh die Harmonie, die von diesem Fluss ausgeht. Sie kamen und bauten Klöster – Engelszell, Wilhering, Klosterneuburg. Möglicherweise hatten sie das Gefühl, an der Donau ein Stück näher bei Gott zu sein.
Wundert es da, dass sich auch die Künstler inspiriert fühlten von der Donau? Sie wurde gemalt und in Gedichten beschrieben, und bestimmt gibt es mehr Sagen über die Donau, als sie selbst Kurven hat. Schon im frühen 19. Jahrhundert zogen Maler mit ihren Staffeleien in die Wiesen der Wachau, Emil Jakob Schindler zum Beispiel oder Robert Russ. Egon Schiele wuchs in Tulln auf, Oskar Kokoschka in Pöchlarn am südlichen Ufer der Donau. Joseph Haydn und Ignaz Joseph Pleyel haben sich von ihr bezirzen lassen, und Johann Strauss hat ihr eine Hymne im Dreivierteltakt komponiert, den wohl berühmtesten Walzer aller Zeiten: „An der schönen blauen Donau“ ist die heimliche Nationalhymne Österreichs und jene Melodie, mit der das ganze Land in jedes neue Jahr startet. Überall auf der Welt kennt man diesen Walzer, und überall erkennt man ihn bereits nach den ersten Takten. Sogar bis in den Weltraum hat es die schöne, blaue Donau geschafft – als Soundtrack von Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltall.“
Dass sich hier Vergangenheit und Gegenwart verbinden: Auch das macht den Reiz der österreichischen Donauregion aus. Es braucht nie länger als ein paar Minuten, um aus dem Hier und Jetzt in längst vergangene Epochen einzutauchen. Die Spuren der Römer sind noch immer sichtbar, in der Siedlung Favianis in Mautern zum Beispiel oder der Römerstadt Carnuntum. Von Burg Dürnstein ist nur eine Ruine geblieben, es erfordert aber nicht viel Fantasie, um sich vorstellen, wie hinter den trutzigen Mauern einst Richard Löwenherz in Gefangenschaft saß. Die Benediktinerabtei Stift Melk überwältigt ihre Besucher sowieso augenblicklich, das vielleicht schönste Barockgebäude des Landes gehört lange schon zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und natürlich kommt einem irgendwann die Sissi in den Sinn, wie sie mit dem Dampfschiff nach Linz fuhr, um vor der Hochzeit ihren Franz Joseph zu begrüßen. Überhaupt war das die Zeit, in der die Donau Weltgeschichte schrieb: Sie verbindet Wien und Budapest, die beiden großen Metropolen der Habsburger. Und sie gab der Donaumonarchie ihren Namen.
Bis heute bilden das Donautal und seine Landschaften das Herzstück Österreichs. Alles in allem umfasst die Region zwar nur 15 Prozent des Staatsgebiets, etwa die Hälfte seiner acht Millionen Einwohner aber ist hier zuhause. Der Donauraum mit der Hauptstadt Wien gilt außerdem als Wirtschaftsmotor des Landes.
Den Fluss selbst scheint das alles nicht zu beeindrucken. Epochen vergehen, Zeiten ändern sich, die Donau aber ist immer die Donau geblieben. Und so, wie der Fluss die Jahrhunderte miteinander verknüpft, verbindet er auch anderes völlig mühelos: Die Streichquartette Haydns mit den pulsierenden Sounds des Linzer Ars-Electronica-Festivals, den Pomp des Stiftskirchenbarocks mit der reduzierten Architektur des Paneums in Asten, ein exquisites Abendessen in einem Hauben-Restaurant mit einer einfachen Gasthof-Brotzeit, Trails für E-Mountainbikes mit einer romantischen Flussfahrt unter einem Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän.
„Auf der Wellen Spiegel schwimmt der Kahn, alte Burgen ragen himmelan“, hat der Wiener Dichter Johann Baptist Mayrhofer einst über seinen Lieblingsfluss geschrieben, „Tannenwälder rauschen geistergleich, und das Herz im Busen wird uns weich.“
Ach ja. Dass die Donau schon immer ein Sehnsuchtsort war, hat auch mit ihrem Gemüt zu tun. Sie ist selten wild und nie unberechenbar, stattdessen fließt sie meist still und manchmal beinahe andächtig dahin – als wolle sie alle beruhigen, die sich die Mühe machen, an ihre Ufer zu kommen. Auch deshalb hat es die Menschen schon immer an den Fluss gezogen. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Wiener, sich am Wochenende die Boote der Donaufischer auszuleihen und die stillen Seitenarme zu erkunden. Bald kamen Sommerfrischler, bald kamen Urlauber, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Sie e-biken auf dem Donauradweg, wandern auf dem Donausteig oder sind auf der Straße der Kaiser und Könige unterwegs. Oder sie machen nichts – und erholen sich in einem der vielen Bäder. Oder an einem Strand direkt am Fluss.
Da sitzt man dann bei einem Glas Wein aus der Wachau, einem Bauernbrot und etwas Käse, schaut hinaus aufs Wasser und sieht der Zeit dabei zu, wie sie vorübergeht. Immer dann, wenn ein Schiff vorbei fährt, plätschern flache Wellen heran, die eine lauter, die nächsten beiden leiser, so schlagen sie sanft ans Ufer. Wenn man die Augen schließt und genau hinhört, könnte man fast glauben, dass sie es im Dreivierteltakt tun.
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