Angelika Kauffmann
Auf den Spuren der Künstlerin
„The whole world is angelicamad!“
Als die kosmopolitische, hochbegabte Malerin Angelika Kauffmann nach zahlreichen Stationen in den Kunstzentren Italiens in London ein Atelier gründet, ist sie gerade einmal Mitte zwanzig. Und die ganze Welt bald „angelicamad“ – verrückt nach Angelika.
Wie Mozarts musikalischer Vater hatte auch Kauffmanns malender Vater früh das Talent der 1741 geborenen Tochter entdeckt und nach Kräften gefördert. Bereits im Alter von 16 Jahren malte sie Wandfresken in der Kirche von Schwarzenberg im Bregenzerwald, jenem Dorf, aus dem ihre Verwandtschaft väterlicherseits stammte und wo sie zeitlebens ihre Heimat verortete.
Das Leben von Angelika Kauffmann
Vor allem Kauffmanns Porträts, die ganz der Mode der Zeit entsprachen, waren heiß begehrt. Jeder, der etwas auf sich hielt, suchte „Miss Angel“ auf und ließ sich von ihr malen. Der Spitzname – kreiert von Sir Joshua Reynolds, dem Präsidenten der Royal Academy – spiegelte ihre Beliebtheit in der Londoner Gesellschaft wider. Das bescherte der Künstlerin schon bald ein beträchtliches Vermögen und machte ihr Atelier – an welchem Ort sie auch immer gerade malte – zum zentralen Treffpunkt der High Society.
So gebildet, gut vernetzt, begabt und glamourös sie war, so unerfahren war sie in Liebesdingen: 1767 saß sie in London einem Heiratsschwindler auf. Drei Monate nach der Hochzeit war sie wieder geschieden und um ihr Geld gebracht. Stoff genug für einen saftigen Skandal.
Das Leben von Angelika Kauffmann
Erst viele Jahre später ließ sie sich auf eine weitere Ehe mit dem wesentlich älteren Maler Antonio Zucchi ein. Er – und auch das ist bemerkenswert – verzichtete zugunsten seiner reichen und begabten Frau auf die eigene Karriere und managte stattdessen sie.
Für ihre künstlerische Unabhängigkeit schlug Kauffmann zeitlebens Anstellungen an einem Hof aus, nahm lieber Aufträge aus der ganzen Welt von Zaren, Kaisern, vom Papst, reichen Bürger:innen und Bankiersfamilien an. Preise und Motive bestimmte sie. Sie malte in Rom, London, Neapel, Venedig und Florenz.
Das Leben von Angelika Kauffmann
Wenn schon nicht Originale, so zierten wenigstens Stiche ihrer Bilder damals jeden modernen Haushalt. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein und sogar noch im 20. Jahrhundert finden sich Motive aus Angelika Kauffmanns Bildern auf Bildtellern oder Porzellanservicen.
Dieses Merchandising hat nicht zuletzt auch mit dem Kult um ihre schillernde Person zu tun. Schließlich bestaunte selbst Goethe, den sie zu ihrem Freundeskreis zählte, sie und bezeichnete sie als „Wunderweib“.
Als sie 1807 in Rom stirbt, wird sie dort mit Pomp und Glanz beerdigt.
Das Leben von Angelika Kauffmann
Im 18. Jahrhundert hatte sich bei jungen Adeligen und wohlhabenden Bürgerlichen aus ganz Europa der Trend zur Bildungsreise – der sogenannten „Grand Tour“ – entwickelt. Als Souvenir brachten diese Reisenden gerne ein Porträt mit nach Hause und wer es sich leisten konnte, ging zur Besten: Angelika Kauffmann.
So kam es, dass die österreichische Künstlerin ihre Porträts in die ganze Welt verkaufte. Mit der „Grand Tour“ ging auch die touristische Entdeckung der Alpen einher. Und wer heute in Österreich die Alpen durchquert und sich von der Schönheit der Natur hinreißen lässt, wandelt ganz selbstverständlich auch auf den Spuren der Malerin und ihrer Zeitgenossen.
Die wichtigsten Stationen im Leben von Angelika Kauffmann
Die Werke erleben
Das Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg bringt einem die faszinierende Welt der bedeutenden Künstlerin näher. In einem über 400 Jahre alten Bauernhaus – dem Kleberhaus – werden ihre Originalgemälde, Zeichnungen und textilen Werke ausgestellt. Man sieht, wie die Vorarlbergerin Kunst und Mode im 18. Jahrhundert beeinflusste.
Das Spannende: Trotz moderner Ausstellungstechnik wurde der Charakter des historischen Gebäudes bewahrt. Das Museum verbindet Kunst, Geschichte und die Kultur des Bregenzerwalds zu einem eindrucksvollen Erlebnis.