Wandern in Österreich
"Zu Fuß kann man besser schauen", sagt der Maler Paul Klee. So vielfältig wie die Erfahrungen, die das Wandern ermöglicht, sind auch Österreichs Wanderwege.
Gerade die echten Momente bleiben auf ewig unvergessen. Wie etwa die frühmorgendliche Wanderung auf einen Berg, die man unternimmt, um den Sonnenaufgang hoch über den Tälern zu erleben. Wie sich das echte und authentische Erlebnis im Sommer in Österreich für sie angefühlt hat, erzählt die deutsche Journalistin Claudia. #realAustria
Wir brechen in der Dunkelheit auf. Es dämmert. Nach und nach sind die Umrisse der Zirben, Holzhütten und zackigen Felsen in nächster Nähe zu erkennen. Das Tal versteckt sich unter einer flauschig aussehenden Wolkendecke. Der nachtblaue Himmel bekommt helle Flecken. Außer unseren Schritten und unserem rhythmischen Atmen ist es ganz still – nur ab und zu raschelt etwas im Dickicht. Wir treffen auf eine Gruppe von Gämsen. Erstaunt schauen die Tiere auf, blicken uns kurz an und verschwinden in den Latschenfeldern. Sie haben um diese Uhrzeit wohl nicht mit Menschen gerechnet.
Es ist tatsächlich noch früh am Morgen. Gestartet sind wir – meine beiden Kinder, der Bergführer und ich – mitten in der Nacht, gut ausgerüstet mit Stirnlampen. Ohne unserem Guide hätten wir in der Dunkelheit den schmalen Pfad durch den Wald und über die Almen bis hoch zum Gipfel wohl nicht gefunden. 800 Höhenmeter geht es nach oben bis zum Gipfel der Mondspitze im Vorarlberger Brandnertal.
Als wir verschwitzt und außer Atem rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf 1.967 Metern ankommen, können wir unser Glück kaum fassen. Nicht, weil es eine Leistung war, so früh aufzustehen – obwohl es das war! – oder zweieinhalb Stunden bergauf zu wandern, sondern, weil der Morgen auf dem Gipfel so unfassbar schön ist. Echt und authentisch. Nun beginnt langsam der Tag. Als ob jemand am Tageslichtschalter drehen würde, werden die Farben nun satter und intensiver. Der Himmel färbt sich zuerst gelb, dann orange und schließlich rötlich. Und auch das Strahlen der Sonne gewinnt an Wärme und Kraft. Rund um uns ist nur ursprüngliche Natur zu sehen. Kann das echt sein? Ich drehe mich im Kreis und betrachte die mächtigen Gipfel der umliegenden Berge in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Es wirkt, als gehörten sie uns ganz allein, denn das Tal zu unseren Füßen liegt noch immer im Tiefschlaf.
Echte Erlebnisse wie diese bleiben für immer. Glücksforscher*innen haben herausgefunden, dass schöne Erinnerungen positive Gefühle auslösen – selbst noch viele Jahre später. Die Tour auf die Mondspitze ist inzwischen drei Jahre her, aber noch immer erinnern wir uns bei jedem Sonnenaufgang an die ersten wärmenden Sonnerstrahlen jenes kalten Morgens, an die Weite und die Stille. „Weißt du noch, wie wir die Gämse gesehen haben? Und den Dachs? Die Rehe!“, sagen meine Kinder oft. All diesen Tieren sind wir damals auf dem Weg zum Gipfel begegnet. Die Erinnerung an diese Wanderung in Österreich zaubert uns noch heute ein glückseliges Lächeln ins Gesicht.
Autorin: Claudia Steiner, freie Journalistin
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