Kulinarik im Herbsturlaub in Österreich
Rot-gelbe Blätter der Reben, milde Temperaturen und dieses goldene Licht: Es gibt in Österreich wohl keine Jahreszeit, die so gut zum Wein passt wie der Herbst.r
Der österreichische Weinherbst ist da. Er lädt ein zum Weinwandern und zum Besuch eines echten Heurigen. Zur Kellergassenführung und zu Weinverkostungen. Zum Genießen von Natur, Speis und Trank – und dem Leben selbst, das man noch intensiv spüren kann, wenn sich die Hitze des Sommers langsam zurückzieht und der angenehmen Wärme des Herbstes Platz macht. Das erleben Gäste in echt in Österreichs Weinbauregionen. Die meisten dieser Regionen sind im Osten des Landes angesiedelt. In Niederösterreich, der Steiermark, in Wien und im Burgenland herrscht nämlich ein ideales Klima. Zudem erwecken die dortigen Winzer*innen die feinen Tropfen mit großer Hingabe und Liebe zum Leben.
- Wachau und Kremstal (Niederösterreich)
- Wagram (Niederösterreich)
- Kamptal (Niederösterreich)
- Carnuntum und Thermenregion (Niederösterreich)
- Weinviertel (Niederösterreich)
- Südsteiermark (Steiermark)
- Weststeiermark (Steiermark)
- Neusiedler-See-Hügelland (Burgenland)
- Weinstadt Wien
- Bauernherbst in Österreich
- Rezepte im Herbst
Die Wachau ist aufgrund ihrer historischen Orte und besonderen Landschaft einen Besuch wert. Kein Wunder, dass sich hier auch die Weintrauben pudelwohl fühlen: Im Donautal zwischen Krems und Melk wachsen auf 1.300 Hektar Rebfläche jene Grünen Veltliner und Rieslinge, die zu den besten Weißweinen der Welt zählen.
Die gleichen Sorten werden auch im angrenzenden Kremstal auf 2.300 Hektar angebaut. Die pittoresken Weinorte und die historische Stadt Krems fädeln sich hier entlang der Donau wie Perlen auf einer Kette auf. Der Heurigenkalender verrät, wann welcher der zahlreichen Heurigen der Region „ausgesteckt“ (offen) hat.
Wein und Kulinarik in der Wachau
Mächtig erhebt sich der Wagram wie ein lang gestreckter Höhenzug nördlich der Donau, aber im Herbst lässt ihn das warme Licht demütiger erscheinen. Im Süden schmiegt sich das Tullnerfeld mit seinen idyllischen Weinorten und der historischen Weinstadt Klosterneuburg nahe Wien an die Donau. Dort ist mit dem eindrucksvollen Stift Klosterneuburg auch das größte österreichische Privatweingut zuhause sowie die Höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau – die erste Weinbauschule der Welt, 1860 gegründet.
Niederösterreich: Weingut Nimmervoll
Im seit vielen Jahrzehnten familiengeführten Weingut machen Gregor und Claudia Nimmervoll „Weine, wie wir sie selbst trinken wollen: leichtgewichtig für die unbeschwerten Momente des Seins und substanzreich, wenn es darum geht, das Leben zu ergründen“ – vom Rosé über den Weißburgunder bis zu den Grünen und Roten Veltlinern.
Weine nach biodynamischen Prinzipien werden hingegen im Weingut Oberstockstall von Fritz Salomon angebaut. Ein besonderes Erlebnis ist es, in den historischen Gemäuern des Weinguts in großzügigen, modernen Gästezimmern zu nächtigen.
Es zählt zu den erfolgreichsten Weinbaugebieten des Landes und hat Langenlois, Österreichs größte Weinstadt, als Hauptort. Der Name des Tals kommt vom Kamp – dem Fluss, der sich so schön durch die Region mit ihren knapp 4.000 Hektar Rebfläche schlängelt.
Weil es viele unterschiedliche Gesteinsarten, Höhenlagen und Bodenarten gibt, reifen hier Weine mit den unterschiedlichsten Charakteren heran. Auch das Klima macht sich im Geschmack bemerkbar: Man schmeckt in den Tropfen sowohl die heiße Pannonische Tiefebene im Osten als auch das kühle Waldviertel im Nordwesten.
Kennenlernen lassen sich die Tropfen der Region im Herbst beim „Kostbaren Kamptal“, wenn die Weingüter der Region zu einem kulinarischen Genussreigen einladen.
Kulinarische Highlights im Kamptal
Nicht nur aufgrund der Ausgrabungen aus der Römerzeit ist Carnuntum einen Besuch wert. Auch wegen der Weine – insbesondere des Zweigelts und des Blaufränkischen –, die hier heranreifen. Der Weinbau hat in der Region Geschichte: Schon vor 2.000 Jahren kultivierte man hier Weinreben.
Auch in der Thermenregion am Stadtrand von Wien gedeihen ganz besondere Reben: Die Weißwein-Sorten Zierfandler und Rotgipfler wachsen ausschließlich rund um Gumpoldskirchen.
Drei kulinarische Herbst-Tipps in der Region
Wienerwald-Genussmeile: An den ersten beiden Septemberwochenenden zelebriert die beliebte Genussmeile „Längste Schank der Welt“ den „Genussherbst Thermenregion Wienerwald“. Winzer*innen der Weinorte servieren Wein, Sturm, Traubensaft und regionale Leckereien.
Badener Traubenkurwochen: Im September öffnen Badener Winzer*innen ihre Pforten und laden zu Wein, süßem Traubensaft und prickelndem Sturm ein – an den Wochenenden in Begleitung von Kapellen und Blasmusik.
Weinwanderung von Baden nach Gumpoldskirchen: Entlang des Wasserpfades, der die Wiener*innen mit frischem Wasser aus dem Gebiet Schneeberg-Rax versorgt, spaziert man an zahlreichen Weingütern, Weinbergen und Buschenschenken vorbei, die zum Einkehren einladen. Der knapp neun Kilometer lange Weg ist auch für ungeübte Wander*innen geeignet.
Im selben Atemzug mit dem größten Weinbaugebiet des Landes (fast 14.000 Hektar) fällt fast immer ein Name: Grüner Veltliner. Seit 2003 steht die Bezeichnung „Weinviertel DAC“ für den Grünen Veltliner aus dem Weinviertel. Pfeffrig-würzig und frisch ist er im Geschmack. Natürlich wachsen in der Region auch andere großartige Rebsorten heran, die probiert werden wollen. Zudem ist schon allein wegen der idyllischen Kellergassen das Weinviertel einen Besuch wert.
Wohnen lässt es sich hier zum Beispiel im liebevoll restaurierten Weinviertler Kellerstöckl des Weinguts Hindler. Kulinarik-Interessierte finden ihr Glück beim Windmühlheurigen in Retz, der auch architektonisch auffällt: ein Kubus aus Holz, Sandstein und ganz viel Glas für Ausblicke auf das weite, weite Retzer Land.
Unterwegs im Weinviertel
Weinregion Südsteiermark
Die Weinbauregion ist mit ihren knapp 550 Hektar zwar überschaubar, aber dennoch bietet der Boden sehr gute Bedingungen für eine Vielfalt an Weinen. Eindeutiger Star der Region ist der rassige, säurebetonte Schilcher – ein Roséwein, der international hochgeschätzt und weit über die Grenzen des Landes hinaus geliebt wird.
Auf Entdeckungsreise ins Schilcherland Steiermark
Der Kult um das Kürbiskernöl
Es duftet nach Nuss, Karamell und Brotrinde, glänzt grünlich und verfeinert Speisen aller Art – von Salat über Schafkäse bis hin zu Vanilleeis. Das Steirische Kürbiskernöl ist ein Multitalent und ein Erlebnis für die Sinne. Für das „grüne Gold“ braucht es ausschließlich Kürbiskerne vom Steirischen Ölkürbis sowie Ölmühlen, die das traditionelle Handwerk des Pressens der edlen Kürbiskerne verstehen. Wer das Steirische Kürbiskernöl besser kennenlernen möchte, kann das auf der Steirischen Ölspur tun, die sich quer durch das Schilcherland zieht.
Die Region rund um den Neusiedler See bietet besonders gute Bedingungen für den Weinbau: Die Trauben lieben es, dass sich die Wasserfläche des größten Steppensees Mitteleuropas tagsüber aufheizt und nachts die gespeicherte Wärme an die Umgebung abgibt. Auch die heißen und trockenen Sommer, in denen es nur selten regnet, lassen die Trauben ideal gedeihen.
Die Weinbauregion erstreckt sich entlang des Ost- und Nordufers von der Weinstadt Gols über den Heideboden bis in den Seewinkel. Sorten gibt es hier viele, aber besonders beliebt sind die fruchtigen und harmonischen Rotweine der Sorte Zweigelt. Zahlreiche Weinhotels, Winzerhöfe und Vinotheken haben sich als Wein-Natur-Genuss-Region rund um den Neusiedler See zusammengeschlossen, die mit dem Nationalpark Seewinkel auch landschaftlich so einiges zu bieten hat.
Die Südburgenländische Weidegans
Im 18. Jahrhundert galt das Burgenland als Land der Gänse: Sie wurden gezüchtet und waren hochgeschätzt. Ihr Fleisch konnte ganze Familien versorgen. Als in den 1960er-Jahren der Straßenverkehr Einzug hielt, zogen sich die Gänse aber langsam aus den Dörfern zurück. Erst im Jahr 2002 wurde die Gänsezucht wieder belebt: Zehn innovative Bäuer*innen starteten das Projekt „Südburgenländische Weidegans“, das seitdem mit großem Erfolg betrieben wird. Das Federvieh wird beim beliebten Gans Burgenland Genuss Festival in Rust gefeiert und beim Martiniloben, einem traditionellen Fest, bei dem der Jungwein mit kulinarischen Spezialitäten verkostet wird.
Der pannonische Safran: Eine Kostbarkeit
Teuer, selten und gelb: Dafür ist Safran bekannt. Das Gewürz schmeckt würzig-herb, wird gerne in der mediterranen und der orientalischen Küche eingesetzt und gilt als verdauungsfördernd. Zwar ist die Ausgangsfarbe Rot, Speisen werden von den Safrannarben allerdings gelb gefärbt. Dass die Ernte dieser uralten Kulturpflanze eine Heidenarbeit ist, weiß Safranbauer Johannes Pinterits: Nur die roten Narben enthalten das begehrte Aroma und müssen einzeln aus der Blüte getrennt werden. Seit vielen Jahren baut er „die Königin der Pflanzen“ im Burgenland mit großem Fingerspitzengefühl an – und setzt damit eine alte Tradition fort. In seinem Safronoleum bietet er nicht nur Safran und andere Gewürze und Öle an, sondern auch Führungen.
Wäre Wien nicht so eine grüne Stadt, gäbe es hier auch nicht so eine reiche Weinkultur. Die Stadt Wien verfügt nämlich am Stadtrand über einen einzigartigen Grüngürtel, der den Weinreben auf ca. 700 Hektar ausreichend Platz bietet, um zu richtig guten Weinen zu werden. Damit ist Wien die einzige Metropole der Welt, in der nennenswerter Weinbau betrieben wird. Zum Inbegriff des Wiener Weins hat sich der „Wiener Gemischte Satz“ entwickelt, der seit 2013 DAC-Status und somit eine geschützte Herkunftsbezeichnung hat.
Auch die Heurigen-Kultur in Wien ist beachtlich. Seit 2019 zählt sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Vor allem am Stadtrand, aber auch in der Innenstadt finden sich Heurige, in denen an langen Holztischen Wein aus eigenem Anbau und Spezialitäten wie Liptauer serviert werden.
Rebsorten mit Geschichte
Die Reben finden in Österreich beste Lagen für internationale und bodenständige Rebsorten mit dem Grünen Veltliner an der Spitze. Die sogenannten „autochthonen“ Reben werden sehr geschätzt, da sie den Geschmack eines bestimmten Gebietes („Terroir“) widerspiegeln. Sie sind vor langer Zeit durch natürliche Kreuzung oder Mutation entstanden und liefern beste Qualität. Dazu zählen
- Weißweinsorten wie Frühroter Veltliner, Grüner Veltliner, Neuburger, Rotgipfler, Roter Veltliner, Sylvaner, Zierfandler sowie
- Rotweinsorten wie Blauer Portugieser, Blauer Wildbacher, Blaufränkisch, St. Laurent.
In Dirndl und Lederhosen putzen sich die Leute fein heraus und mit Blumenkränzen schmücken sie ihre Tiere, die nach dem Sommer von der Alm in ihr Winterquartier übersiedeln. Die nach Butter und Hefe duftenden Bauernkrapfen wetteifern mit deftigen Pfannengerichten. Menschen tanzen und singen zur Ziehharmonika und marschieren hinter der Blasmusikkapelle wird durchs Dorf. Kuhglocken läuten im gesamten Alpenland den Bauernherbst ein.