Egon Schiele
Malíř expresionismu
Egons erstes Lieblingsmotiv waren Züge. Als Sohn eines Bahnhofsvorstehers wuchs er in einer Welt voller Züge und Lokomotiven auf, was seine Kunst schon früh beeinflusste. Die Familie bewohnte die Wohnung über dem Bahnhof von Tulln, so konnte der junge Schiele die Eisenbahnen direkt vom Fenster aus beobachten und er verbrachte Stunden damit, sie zu zeichnen. Schon von klein auf waren Zeichnen und Malen seine Lieblingsbeschäftigung.
Mit 12 Jahren kam er in das Gymnasium von Klosterneuburg. Glücklicherweise traf er dort auf den Zeichenlehrer Ludwig Karl Strauch, der seine künstlerische Begabung erkannte und unterstützte. Klosterneuburg hatte zu Schieles Zeiten eine sehr aktive Kunstszene und durch Strauch konnte er in eine ganz neue Welt eintauchen und mit anderen Künstler:innen Kontakte knüpfen. Während seiner Zeit in Klosterneuburg von 1902 bis 1906 konkretisierte sich sein Berufsziel: Es stand fest, von nun an wollte er Maler werden.
Mit 16 Jahren kam Schiele nach Wien, um an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu studieren. Doch den konservativen Unterricht fand Schiele bald uninteressant und sein damaliger Professor Christian Griepenkerl war ebenso wenig begeistert von seinem Schüler. Also verließ der junge Maler nach 3 Jahren die Akademie und gründete stattdessen mit ein paar Kommilitonen die Künstlergruppe „Neukunstgruppe“.
In Wien kommt es zu einigen der wichtigsten Begegnungen seines Lebens: Er lernte sein Vorbild Gustav Klimt kennen, er begegnete hier seiner Freundin und Muse Wally Neuzil sowie seiner späteren Ehefrau Edith Harms.
1918 starb Egon Schiele im Alter von 28 Jahren an der Spanischen Grippe in Wien und hinterließ ein reichhaltiges grafisches Werk.
Seine Bilder und Grafiken erzielen heute Höchstpreise auf internationalen Auktionen:
27,6 Millionen Euro – das war der höchste Versteigerungserlös für ein Schiele-Gemälde bei Sotheby’s in London. Es handelte sich dabei nicht um eines seiner berühmten Akte, sondern um ein Landschaftsbild.
Egon Schiele aus allen Perspektiven
Egon Schiele wird 1890 in Tulln an der Donau geboren – inmitten einer malerischen Region mit Weinbergen, Zwiebeltürmen und barocken Klöstern. Doch in seinem Werk spiegelt sich diese Idylle kaum wider.
Stattdessen wirken viele seiner Landschaften melancholisch, teils düster. Vielleicht verarbeitete er darin den frühen Tod seines Vaters oder suchte bewusst einen Bruch mit der traditionellen Malerei. Oft zeigt Schiele enge Häuserzeilen, verwinkelte Gassen, Flussufer oder Wälder – menschenleer und still, mitunter morbid. Diese Landschaften verleihen seinem Œuvre eine besondere Tiefe: Die klare Entscheidung, entweder eine Figur oder eine Landschaft zu malen, macht sie einzigartig.
Seine Körperdarstellungen sind oft mit leuchtenden Farben gemalt, großzügig und stehen isoliert vor einem neutralen Hintergrund. Oft skizzenhaft, konzentriert Schiele sich auf die Konturen.
Das Wien der Moderne stand ganz im Zeichen eines kulturellen Umbruchs, weg von der bürgerlichen Prüderie hin zur Befreiung von moralischen Zwängen. Sigmund Freud schrieb in dieser Zeit die „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ und Schiele fand in dieser aufgeheizten Wiener Atmosphäre zu seinem besonderen expressionistischen Stil und wurde mit seinen Darstellungen von Sexualität zu einem der provozierendsten Meister seiner Zeit. 1912 schrieb die Neue Presse: „Seine Verirrungen gehören mit zum Ekelhaftesten was man bisher in Wien gesehen hat.“ Die grotesken Kreaturen und Aktbilder – männliche und weibliche – schockierten. Doch Schiele war zweifellos von seiner Kunst überzeugt: „Auch das erotische Kunstwerk hat Heiligkeit.“
Im Laufe seines Lebens wählte Egon Schiele als Wohnorte immer wieder Kleinstädte: zuerst Krumau und danach Neulengbach im Wienerwald (Niederösterreich).
Der Wienerwald ist, heute wie damals, eine Region mit sanften Hügeln, bewaldeten Hängen und kleinen Ortschaften im Grünen, aber doch nicht weit von Wien entfernt. Ein Vorzug, der auch Schiele auf der Suche nach mehr Lebensqualität überzeugt haben muss. Hier zog sich der Maler zurück und konnte die Natur genießen und fern der lauten Großstadt Wien ungestört arbeiten. So entstanden in dieser Zeit bedeutende Werke wie die „Eremiten“, „Rabenlandschaft“ oder „Trauernde Frau“, aber auch viele ausdrucksstarke Landschaften und Baum-Porträts wie der „Herbstbaum in bewegter Luft.
Auf den Spuren von Egon Schiele
2 Orte, die Egon Schiele geprägt haben – und heute lebendig sind:
Stein an der Donau bei Krems: Egon Schiele reiste mehrere Male in die Wachau und hier entstanden verschiedene Studien von Stein an der Donau.
Stift Klosterneuburg: Von 1906 bis1908 enstanden einige Ölstudien nach Motiven in Klosterneuburg, wie hier die Stiftstischlerei, 1907.