Krampusse auf ihrem Weg durch die verschneite Landschaft

Rauhnachtsbräuche in Österreich
Mystische Wintertraditionen

Krampus, Perchten, Barbarazweige und Räuchern: Zwischen Weihnachten und Neujahr entfalten sich in Österreich geheimnisvolle Rituale und faszinierendes Brauchtum.

Während der Nikolo klar auf den Heiligen Nikolaus von Myra, zurückgeht, liegt die Herkunft des Krampusbrauchs weitgehend im Dunkeln. Anscheinend hätten schon die Kelten versucht, sich mit Fratzen, Hörnern und Fellen dem Winter entgegenzustellen – ähnlich den Perchten. Auch die Griechen kannten Kreaturen mit Hörnern und Ziegenbeinen, etwa die Satyrn des Dionysos-Kultes. Der Bad Hofgasteiner Archivar und Brauchtumsexperte Horst Wierer ortet einen ersten Hinweis auf Krampusse beim Kirchenlehrer Augustinus um 400 n. Chr. Er schreibt, dass in der Zeit um Epiphanie (Dreikönigstag) die jungen Menschen in Felle gehüllt, brüllend durch die Straßen gezogen seien.

In vielen Regionen Österreichs lebt der Krampusbrauch heute noch. Er wird am 5. Dezember, am Vorabend des Nikolaustages, begangen. Eine der urtümlichsten Formen des Krampuslaufs findet im Gasteinertal statt. Jeder Krampus der rund 100 Passen (Krampusgruppen) trägt eine kunstvoll geschnitzte Maske aus Zirbenholz. Die Hörner und Felle stammen von Ziegenböcken und Widdern. Wie anderswo auch, ist hier das Zottelwesen der Begleiter des Nikolos. Allerdings verkörpert der Krampus im Gasteinertal nicht das Böse, sondern vertreibt es.

Magische Rauhnächte: Österreichs lebendige Winterbräuche

Die wichtigsten Bräuche der Rauhnächte im Überblick

Mystische Bräuche in Österreich

Krampus, Nikolo und die „braven Kinder“

Rund um Weihnachten wird nicht nur die Geburt des Christuskindes gefeiert, sondern auch so manchem heidnischen Winterbrauch gefrönt. Dabei kann es mitunter recht furchterregend zugehen.

Als Christoph Waltz 2014 in der Jimmy Fallon Show über den Krampus sprach, gab es beim US-amerikanischen Publikum kein Halten mehr. Ungläubig vernahm man jenseits des großen Teiches, dass während der so friedlichen Adventzeit in Österreich eine maskierte und mit Fellen bekleidete Teufelsfigur umhergeht und den Kindern mit der Rute droht. Und Krampusläufe noch heute sehr beliebt sind.

Nun, ganz so schlimm ist es nicht. Schließlich ist der Krampus der Begleiter des allseits beliebten Nikolos, der am 6. Dezember „brave Kinder“ mit Süßigkeiten und Nüssen beschenkt.

Krampusläufe in Österreich: Gestalten der Rauhnächte

In den Nächten um den 5. Dezember erwachen uralte Mythen zum Leben. Bei den Krampusläufen ziehen Gestalten mit Fell, Glocken und furchteinflößende Masken durch Österreichs Straßen – Winterbrauch als Sinnbild für den Kampf von Licht gegen die Dunkelheit.

Vom Losen bis zu Zukunftsdeutungen

Das Brauchtum der Rauhnächte

Mystisch sind die Bräuche rund um die Rauhnächte. Das sind jene Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Jänner – wobei deren Anzahl je nach Region zwischen drei und zwölf variiert. In manchen Gebieten wird bereits in der Thomasnacht, der längsten Nacht des Jahres vom 20. auf den 21. Dezember, mit dem „Losen“ begonnen.

Losen leitet sich vom Dialektwort für Hören ab. Bei diesem Brauch möchte man durch genaues Hinhören etwas über die Zukunft erfahren. Manche Menschen treffen sich etwa an einsamen Wegkreuzungen und horchen. Die Geräusche zu interpretieren, ist nicht einfach, aber: Hört man beispielsweise zufällig fröhliches Singen, steht eine Hochzeit ins Haus. Das Geräusch einer Säge kündigt hingegen einen bevorstehenden Todesfall an.

Mistel- und Barbarazweige

Wer fürchtet sich vor der „Wilden Jagd“?

Die Rauhnächte sah man lange Zeit als besonders bedrohlich an. Das liegt an den Überlieferungen der germanischen Mythologie, wonach in den Rauhnächten etwa auch die „Wilde Jagd“ unterwegs sein soll: eine ganze Heerschar an Dämonen, die durch die Lüfte jagt und Unglück bringt. Bis heute hält sich in vielen Regionen Österreichs der alte Winterbrauch, man dürfe zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufhängen, weil sich die Wilde Jagd in der Wäsche verfängt.

Nicht weniger gefürchtet ist die „Habergoaß“, ein ziegenähnlicher Dämon, der bei Perchtenumzügen im SalzburgerLand mit einem Tragekorb dargestellt wird. Man sagt, dass das gehörnte Wesen damit gerne die Kinder mit sich fortträgt.

Zweige bringen Glück

Die Zeit um Weihnachten ist natürlich nicht nur eine Zeit des Schreckens – es gibt auch schöne heidnische Winterbräuche: Die Mistel steht als Grundzutat des Zaubertranks nicht nur in den Asterix-Comics im Fokus. Auch in der germanischen Mythologie war sie Symbol des Glücks. Deswegen werden zu Weihnachten auch Mistelzweige im Türrahmen aufgehängt. Genau dort küssen sich Paare, um Glück in der Liebe zu haben.

Am 4. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Barbara, werden abgeschnittene Obstzweige (traditionell Kirschzweige) in eine Vase gestellt. Blühen am Heiligen Abend die „Barbarazweige“, darf man für das neue Jahr Glück erwarten.

Duftender Winterbrauch

Das Räuchern gegen die „Wilde Jagd“

Ihren Ursprung dürften die Rauhnächte vom Rauch haben. Tatsächlich ist das Räuchern – vor allem im ländlichen Raum – auch heute noch der am weitesten verbreitete heidnische Winterbrauch. In zumindest einer Nacht zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag wird im Haus und in den Stallungen geräuchert. Bevorzugt mit Weihrauch, um die Tiere vor dem schlechten Einfluss der Rauhnächte zu schützen.

Denn um Mitternacht sollen Tiere die menschliche Sprache sprechen können und über die Zukunft erzählen. Klingt verlockend, dennoch solle man den Tieren nicht zuhören, ansonsten sei man dem Tod geweiht – so der Glaube. Um das Schlimmste abzuwehren, wird nicht nur geräuchert, sondern es wurden in früheren Zeiten auch „Schluckbildchen“ geschluckt – kleine Zettelchen, meist mit Marienbildnissen.

Wer tiefer in die Magie und die Mythen der Rauhnächte eintauchen möchte, kann an einer der stimmungsvollen Rauhnachtsführungen in Hall in Tirol teilnehmen. Dort erfährt ihr mehr über die Ursprünge und Rituale dieses faszinierenden Brauchtums.

Sozio-kulturelle Nachhaltigkeit

Warum sind Traditionen und Brauchtum nachhaltig?

Die Pflege von Brauchtum und Tradition in Österreich ist eng mit Nachhaltigkeit verbunden. Traditionen wie Almabtriebe, Brauchtumsfeste und regionales Handwerk zeugen von tiefem Respekt vor der Natur und den Ressourcen. Diese Bräuche fördern Verständnis und Wertschätzung für die lokale Flora und Fauna sowie das Umweltbewusstsein.

Brauchtum und Tradition stärken aber auch die soziale Nachhaltigkeit: Traditionelle Feste wie etwa das Maibaumaufstellen, Osterfeste oder Weihnachtsbräuche stärken den Gemeinschaftssinn und das gemeinsame Engagement für die Pflege der Region. Auch Immaterielles Kulturerbe ehrt traditionelle Rituale, Bräuche und Handwerkskünste, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wer als Gast solche Traditionen miterlebt, taucht ein in die österreichische Kultur – und das stärkt wiederum die lokale Identität.

FAQs

Die Rauhnächte sind die mystischen Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Je nach Region variiert ihre Anzahl zwischen drei und zwölf Nächten. Der Name leitet sich vom Räuchern, einem der ältesten Winterbräuche in Österreich, ab. In dieser Zeit werden Haus und Stall geräuchert, um Mensch und Tier vor bösen Geistern zu schützen – ein Ritual, das bis heute Teil lebendiger Rauhnachtsbräuche ist.

Zu den bekanntesten Rauhnachtsbräuchen in Österreich zählen das Räuchern von Haus und Stall, das Aufstellen von Barbarazweigen, das Losen als alte Form der Zukunftsdeutung, Krampusläufe sowie die Sagen rund um die Wilde Jagd.

Besonders eindrucksvoll sind Krampusläufe, einer der bekanntesten Winterbräuche in Österreich, im SalzburgerLand und in Tirol. Spannend sind auch Rauhnachtsführungen und Rituale wie das Räuchern, etwa in den alten Gassen von Hall in Tirol, wo die mystische Atmosphäre spürbar ist.

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