Österreich aktiv erleben
Sich auspowern und bei sportlichen Abenteuern die sagenhafte Natur genießen – in Österreichs fantastischer Landschaft lässt man den Alltag hinter sich.
Vor drei Jahren verlor Andrea Fürstaller bei einem Unfall ihr Bein. Heute ist sie zurück in den österreichischen Bergen. Wie sie es schaffte, mit dem Schicksalsschlag umzugehen und sich mit Resilienz zurück ins Leben zu kämpfen – und welche Rolle die Berge und die Natur dabei spielten ...
Es ist ein ganz normaler Herbsttag, als Andrea Fürstaller 2018 auf dem Bergbauernhof ihrer Eltern gemeinsam mit ihrem Freund in einen Motorkarren einsteigt. Als die beiden einen Steilhang hinab fahren, gerät das Heck plötzlich außer Kontrolle, der Motorkarren überschlägt sich immer und immer wieder. „Ich erinnere mich an die Geräusche und die Schreie meines Freundes. Mit Händen und Füßen habe ich versucht, mich in die Kabine zu spreizen“, sagt Andrea. „Dann war es plötzlich finster.“ 70 Meter weit stürzen die beiden an diesem Tag ab.
Tage später wird Andrea im Krankenhaus aus dem Tiefschlaf geholt. Fünf OPs an ihrem linken Bein, das unter der Motorkarren-Kabine eingeklemmt wurde, hat sie da schon hinter sich. Jetzt können die Ärzte nichts mehr tun. Außer amputieren. „Da bricht eine Welt zusammen“, sagt Andrea. „Das Schräge ist: Ich hab‘ es immer so genossen, zwei gesunde Beine zu haben, die mich überall hintragen, wo ich hinmöchte. Und plötzlich steht man dann vor diesem Aus.“
Seit ihrer Kindheit hatte sie am elterlichen Hof tatkräftig mitgeholfen. Die Arbeit mit den Tieren war ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Sie hatte als Sennerin gearbeitet und den Sommer über Kühe gehütet. Und plötzlich ging das alles nicht mehr: „Der Unfall änderte mein Leben von Grund auf.“
Menschen, die wie Andrea einen Schicksalsschlag erleiden, befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Was als nächstes passiert, hängt stark von der Situation und von der Person ab. „Ein Schicksalsschlag bringt viele Gedanken und Emotionen hervor, und Leute reagieren vollkommen unterschiedlich darauf“, sagt die Wiener Psychologin Jana Goldmann, die oft mit Klienten in schwierigen Lebensumständen arbeitet. „Es kommt darauf an, in welchen Kontext die betroffene Person eingebettet ist, was dieser Schicksalsschlag für sie bedeutet, welche Ängste sie hat. Es gibt kein einheitliches Mittel gegen Schicksalsschläge.“ Andrea sagt dazu: „Nach der Amputation war das Ende der Welt für mich.“ Aber: „Man muss sich dann wieder zusammenreißen und sich dem Leben stellen.“
Natur und Tiere waren für Andrea ein wichtiger Faktor: „In meiner Traurigkeit nach der Amputation habe ich mich zu einer meiner Lieblingskühe auf der Alm gesetzt und einfach mal zu weinen begonnen. Und die Kuh legt ihren Kopf auf meine Schulter. Das war eine unwirkliche Situation, wie aus einem Film. Aber es war so echt und so unheimlich tröstend, das von einem Tier zu erfahren.“
Ein Modell, wie man schwierigen Situationen im Leben erfolgreich begegnen kann, ist die sogenannte Resilienz – zu deutsch: Widerstandskraft. Der Begriff stammt eigentlich aus der Physik und bezeichnet die Eigenschaft von Materialien wie Gummi, nach äußeren Einwirkungen wieder in ihren Ursprungszustand zurückzukehren. Das psychische Pendant ist laut Jana Goldmann, nach einem Schicksalsschlag „wieder zu sich selbst zu finden, anstatt abzudriften. Man kann mit den eigenen Stärken und Ressourcen so umgehen, dass man wieder ein erfülltes, gutes Leben führen kann.“ Ein wichtiger Aspekt ist hier die Akzeptanz: „Wenn etwas Schreckliches passiert ist, sollte man nicht denken: ‚Um Gottes Willen, immer passiert mir dieses Schreckliche!‘ Stattdessen sollte man anerkennen: Es ist etwas Furchtbares passiert, aber wie komme ich weiter? Was kann ich tun, damit es mir besser geht?“, sagt Jana Goldmann.
„Resilienz wird von unserem Temperament, von unseren Charaktereigenschaften mitbestimmt. Aber zu einem großen Teil können wir sie uns auch selbst beibringen.“
Die Zeit nach dem Unfall war für Andrea sehr schwierig. „Ich habe am Anfang viel geweint. Weinen hilft oft, und das soll man auch zulassen“, sagt sie. Dass sich ihre Welt unwiederbringlich verändert hatte, realisierte sie drei Monate nach dem Unfall, als sie zum ersten Mal ihre neue Prothese angelegt bekam: „Plötzlich ist da dieser Klotz am Bein, der dich festhält, und du bist nicht mehr frei.“
Doch dann, ab und zu, gab es einen Hoffnungsschimmer. Zum Beispiel, als ihr Freund – genesen von seinen eigenen Verletzungen – Zeuge wurde, wie Andrea ihre ersten Schritte mit der Prothese machte: „Inmitten dieser unendlichen Traurigkeit über die Situation hat er sich so gefreut, dass ich wieder gehen lerne.“
Antrieb fand sie in dieser Zeit vor allem, indem sie sich persönlich bedeutsame Ziele setzte. Die Taufe ihres Patenkindes stand nach der Reha bevor. „Ich wusste: Ich will darauf hinarbeiten, dass ich bei der Taufe mein Patenkind selber halten kann – ohne die Angst, zu stürzen.“
„Hinter den Wolken, und sind sie noch so dunkelgrau, scheint trotzdem die Sonne. Man muss nur hin und wieder ein bisschen abwarten können.“
Auf Ziele hinarbeiten, sich bewusst machen, dass man diese durch eigene Kraft erreichen kann – unwissentlich setzte Andrea hier das ein, was Psychologinnen wie Jana Goldmann „Selbstwirksamkeit“ nennen: „Anstatt zu denken: ‚Ich werde gesteuert‘, sollte man denken: ‚Ich kann mein Leben in die Hand nehmen; ich kann etwas dafür tun, damit bestimmte Dinge besser werden.‘“
Andrea würde ihre Resilienz wohl eher als „Sturheit“ bezeichnen: „Ich hab‘ mir immer gedacht: Jetzt erst recht. Jetzt mach ich alles, was ich vorher gemacht habe – wenn nicht sogar besser. Ich habe wieder zu tanzen begonnen, zu klettern, zu laufen, zu reiten. Diese Sturheit hat mir sehr geholfen – auch wenn sie für meine Familie nicht immer leicht zu ertragen ist“, fügt sie lachend hinzu.
„Hier oben ist das Paradies. Hier zu leben ist ein wahnsinniges Privileg. Speziell die Arbeit auf dem Bauernhof ist für mich zutiefst sinnvoll.“
Ihre Begeisterung für die heimische Natur ist ungebrochen: „Das Beobachten von Tieren und das Reflektieren ist eine tolle Sache, für die man leider oft zu wenig Zeit hat.“
Wieder in der Natur aktiv sein zu können, ist für Andrea zugleich ein motivierendes Ziel und ein Werkzeug, um die Situation zu meistern: „Das Schöne an der Bewegung ist, die Freiheit zu spüren. Dass ich mich überhaupt wieder bewegen kann, ist eine Freiheit, die ich in der Zeit nach der Amputation nicht hatte. Ich bin wahnsinnig stolz, dass mein Körper das wieder mitmacht. Und dass mein Körper meine Seele wieder trägt.“
„Wenn ich am Gipfel stehe und es geschafft habe, spüre ich zwar eine körperliche Müdigkeit, aber auch ein Freisein im Geist. Das ist etwas Wunderbares.“
Auch aus wissenschaftlicher Sicht kann Bewegung ein wichtiger Teil eines resilienten Wegs zurück ins Leben sein: „Das Körperliche und das Psychische hängen fest zusammen. Beim Sport werden einerseits bestimmte Glückshormone ausgeschüttet. Es gibt aber noch einen anderen Faktor: Wenn ich meinen inneren Schweinehund überwinde und Sport mache, dann agiere ich selbstwirksam“, sagt Jana Goldmann.
Natürlich gibt es auch heute noch Situationen, in denen Andrea die Traurigkeit spürt. Wanderungen, bei denen sie sich an die Zeit vor ihrem Unfall erinnert, sind bittersüß. Sie genießt das Gehen, doch Hindernisse sind heute schwieriger zu überwinden, sie kommt schneller an ihre Grenzen. Was hilft, ist eine Prise schwarzer Humor: „Man muss über sich selber lachen können – wenn ich zum Beispiel den Pferdestall ausmiste, die Prothese gibt nach und ich liege mitten im Pferdemist“, grinst sie. Oder als sich Andrea eineinhalb Jahre nach der Amputation entschied, im Fasching als Piratin zu gehen: Ihr Freund produzierte ihr dafür ein echtes, abnehmbares Holzbein – in einem Hohlraum versteckt sich eine Flasche Rum. Captain Jack Sparrow hätte seine Freude.
„Oft kann ich es morgens kaum erwarten, aufzustehen. Ich bin so neugierig auf den Tag, darauf, was heute passiert und was ich alles erleben darf.“
Resilienz ist die mentale Widerstandskraft, mit Schicksalsschlägen oder schwierigen Situationen umgehen zu können. Geprägt wurde der Begriff in den 1950er Jahren von US-amerikanischen Psychologen. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Sichtweise der Welt, ein Mindset. Während manche Forscher sie als angeborene Eigenschaft ansehen, sind andere davon überzeugt, dass es sich um eine erlernbare Praxis handelt – demnach kann man also üben, Situationen auf resiliente Weise zu begegnen.
Im Detail gibt es verschiedene Resilienzmodelle, die auf mehreren Säulen basieren. Sehr bekannt ist das 7-Säulen-Modell, das die wichtigsten Aspekte der Resilienz wie folgt definiert:
Akzeptanz | Bindung | Lösungsorientierung | gesunder Optimismus | Selbstwahrnehmung | Selbstreflexion | Selbstwirksamkeit
Der Nationalpark Hohe Tauern ist mit einer Fläche von mehr als 1.800 km² unberührter Natur der größte Nationalpark Österreichs. Er zieht sich durch Kärnten, Tirol und das SalzburgerLand, und bietet Lebensraum für 15.000 Tier- und rund 3.500 Pflanzenarten. Der Großglockner, Österreichs höchster Berg, steht ebenfalls im Nationalpark. Er ist zwar der höchste, aber bei Weitem nicht der einzige Dreitausender: weitere 225 Gipfel im Nationalpark liegen über 3.000 Meter, und formen damit eine der faszinierendsten Hochgebirgslandschaften der Welt. Das weitläufige Wanderwegenetz ist mit Schutzhütten und Jausenstationen bestens ausgestattet. Jeder Naturliebhaber und jede Naturliebhaberin findet hier seinen bzw. ihren Lieblingsplatz: von Gletschereisfeldern durch steil abfallende Klammen, vorbei an spektakulären Wasserfällen und sanfte Wälder, bis zu saftig grünen Hochlandwiesen.
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