Österreichs schönste Brauchtumsfeste

Wenn im Winter die Krampusse durch die Straßen ziehen, im Frühling duftende Narzissenwagen durch das Ausseerland rollen und im Sommer lodernde Feuer die Berge erleuchten, zeigt sich Österreichs Brauchtum in seiner Vielfalt.
Diese Bräuche sind seit Jahrhunderten tief verwurzelt und werden mit Leidenschaft im Alltag gepflegt. Schon früh werden Kinder in diese Traditionen eingebunden und erleben, wie stark sie die Gemeinschaft und Identität prägen.
Dabei gilt: Brauchtum ist hier kein Museum, sondern lebendige Kultur und an jeder Ecke erlebbar. Wer ein Fest besucht, taucht mitten ins Geschehen ein und spürt die Authentizität, Lebensfreude und den Stolz, die Österreich ausmachen.
Die bekanntesten Brauchtumsfeste im Jahreskreis
Narzissenfest im steirischen Ausseerland
Wie ein unendliches Meer aus weißen Blumen: So sieht das Ausseerland im Frühling aus, wenn die Stern-Narzisse in voller Blüte erstrahlt. Beim Narzissenfest, einem der bekanntesten Brauchtumsfeste in Österreich, Ende Mai haben die Blumen ihren großen Auftritt: Dann pflücken rund 3.000 Helfer:innen, auch Kinder und sogar Urlaubsgäste die Narzissen.
Die Korsoteilnehmer:innen dekorieren mit den mehr als 100.000 Blüten ihre meterhohen Drahtfiguren, die sie seit Monaten konstruieren. Der Stadtkorso zieht mit den etwa 30 in aufwändiger Handarbeit gefertigten Figuren ins Ortszentrum. Der betörende Duft der Blüten steigt in die Nase der Besucher:innen und der Jury, die die Blumen-Skulpturen bewertet. Mittags ziehen Musikkapellen, Trachtenvereine und die Narzissenhoheiten mit dem Korso zum See – ein traditionelles Volksfest, das tief im Brauchtum der Region verwurzelt ist.
Sommersonnenwende in der Wachau
Die Wurzeln der Sonnwendfeiern reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück, als die Flammen dem Glauben nach das Böse abwehrten. Bis heute werden entlang des Donauufers, um den 21. Juni, riesige Scheiterhaufen aufgebaut, Weingärten mit Fackeln ausgesteckt, Burgen erleuchtet und schwimmende Lichter die Donau hinabgeschickt. Die Feuer werden entzündet, sobald die Nacht hereinbricht. Das traditionelle Brauchtumsfest lässt sich besonders gut von der Wachaubahn und den Donauschiffen bewundern. Die Krönung der Sonnwendfeiern: das Feuerwerk.
In den Heurigen, Gaststätten und Restaurants der Region gibt's oft spezielle Sonnwendmenüs mit regionaler Kulinarik und Weinen von Weltrang – ein Fest, das Brauchtum und Genuss verbindet.
Almabtriebe in Österreich
Jahr für Jahr ziehen in Österreich die Bäuerinnen und Bauern, Hirt:innen und Senner:innen mit ihren Tieren im Frühling vom Tal auf die Alm. Oben am Berg finden die Kühe ebenso wie Schafe, Ziegen und Pferde saftige Almwiesen und Kräuter als besonders hochwertiges Futter. Vom Besuch der Tiere während des Sommers profitiert auch die Natur. Denn die Almwirtschaft trägt wesentlich zur Pflege der Kulturlandschaft bei, damit diese nicht verbuscht.
Von Anfang September bis Mitte Oktober treiben sie das Vieh wieder ins Tal: der traditionelle Almabtrieb ist ein farbenprächtiges Brauchtumsfest. Dabei tragen die Tiere kunstvoll gebundenen Kopfschmuck aus Tannengrün, Blumen und bunten Bändern. Die Kuhglocken, die übrigens auch Dämonen fernhalten sollen, hört man im Dorf schon von Weitem, wo die Einheimischen und Schaulustigen bereits auf die Ankunft der Kühe warten.
Fasching und Fasnachtsbräuche
Die Adventszeit bringt mit festlich geschmückten Christkindlmärkten Licht in die Wintertage. Glühwein, Handwerkskunst und Musik stimmen auf Weihnachten ein. Silvesterfeuerwerke und Neujahrsbräuche leiten den Jahreswechsel ein, ehe die geheimnisvollen Rauhnächte mit Maskenumzügen und mystischen Traditionen folgen.
Danach beginnt die närrische Zeit: In Österreich beginnt der Fasching traditionell am 11. November um 11:11 Uhr und endet mit dem Faschingsdienstag. Faschingsumzüge und das Fasnachtstreiben gehören zu den buntesten Brauchtumsfesten in Österreich. Prächtige Kostüme und kunstvolle Masken prägen die Tradition, bei der sich Gut und Böse symbolisch begegnen. Doch Fasching bedeutet auch ausgelassene Feste, Musik und Lebensfreude. In vielen Orten begleiten Blasmusik, Tanz und regionale Bräuche die Festtage. Jede Region hat ihre eigenen Rituale, vom lauten Maskentreiben bis zu stillen Traditionen. So zeigt sich der Fasching als lebendiges Brauchtum, das Generationen verbindet und Besucher:innen mitten ins Geschehen zieht.
Ein Höhepunkt sind die Wiener Bälle: Ihr einmaliges Flair und ihr nobles Ambiente machen sie zu einem unvergesslichen Ereignis. Und was wäre die närrische Zeit ohne süße Faschingskrapfen, die in dieser Saison überall dazugehören? Zwischen Umzügen, Volksfesten und Veranstaltungen herrscht bis zum Aschermittwoch Ausnahmezustand.
Warum sind Traditionen und Brauchtum nachhaltig?
Die Pflege von Brauchtum und Tradition in Österreich ist eng mit Nachhaltigkeit verbunden. Traditionen wie Almabtriebe, Brauchtumsfeste und regionales Handwerk zeugen von tiefem Respekt vor der Natur und den Ressourcen. Diese Bräuche fördern Verständnis und Wertschätzung für die lokale Flora und Fauna sowie das Umweltbewusstsein.
Brauchtum und Tradition stärken aber auch die soziale Nachhaltigkeit: Traditionelle Feste wie etwa das Maibaumaufstellen, Osterfeste oder Weihnachtsbräuche stärken den Gemeinschaftssinn und das gemeinsame Engagement für die Pflege der Region. Auch Immaterielles Kulturerbe ehrt traditionelle Rituale, Bräuche und Handwerkskünste, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wer als Gast solche Traditionen miterlebt, taucht ein in die österreichische Kultur – und das stärkt wiederum die lokale Identität.