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    • Skitouren Steiermark
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    Faszination Skitourengehen – Die Freiheit im Abseits finden

    Es wäre so bequem, sich in den Sessellift zu setzen und nach oben bringen zu lassen. Stattdessen geht unser Autor und der erfahrene Skifahrer Patrick Thorne lieber den Berg hinauf – mit Skiern! Der Reiz des Skitourengehens in Österreich muss wohl ganz besonders groß sein. Welche Faszination der Weg bergauf für ihn ausübt, erfahrt ihr hier.

    Der Selbstversuch

    Ich habe Alpinskifahren ausprobiert, Snowboarden, Monoski, Telemark und beim Langlaufen habe ich die Stille des Waldes genossen. Auch das Freeriden beherrsche ich mittlerweile. Aber Skitourengehen? Mein Freundeskreis hat oft davon geschwärmt, wie fantastisch dieser Wintersport sei. Mir wurde eine Flucht aus dem Alltag, die mit nichts anderem zu vergleichen sei, versprochen. So wagte ich mich an einen ersten Versuch.

    Skitour Obertauern
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    Und wo ist der Spaß dabei?

    Einen Berg mit Skiern mühsam hinaufzusteigen, um sich die Abfahrten nach unten zu „verdienen“, erschien mir immer ein wenig, nun ja, sinnlos. Skigebiete investieren doch hohe Summen in neue, schnelle Lifte mit beheizten Ledersitzen, um genau diese harte Arbeit für mich zu erledigen? Ich fragte mich also: „Warum tut man sich das an – und dann auch noch mit Freude?“
    Meine Freundinnen und Freunde leisteten Überzeugungsarbeit und versprachen mir, dass mich im Zuge der Tour eine einzigartige Übernachtung in einer Berghütte in den österreichischen Alpen erwarten würde. Sie stellen mir großartige Speisen, einen spektakulären Sonnenaufgang und eine Abfahrt, bei der wir unsere eigenen Spuren in den Pulverschnee ziehen würden, in Aussicht. Also beschloss ich, die Chance zu ergreifen und das Abenteuer zu wagen… aber natürlich nur mit professioneller Begleitung.

    • Die Vorbereitung

      Zunächst verbrachte ich einige Zeit im Skigebiet, um mich mit den Unterschieden meiner Alpinausrüstung und dieser ähnlichen, aber immer noch ziemlich ungewohnten Tourenausrüstung vertraut zu machen. Anschließend lerne ich bei den vielen Sicherheitsübungen die richtige Nutzung der Ausrüstung für Lawinensicherheit. Mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät (kurz: LVS-Gerät) mache ich mich besonders vertraut, da der richtige Umgang im Notfall Leben retten kann. 

      Dann war es an der Zeit, meinem Skilehrer zu vertrauen und die Grundlagen der Skitechnik, auf einem für mich anspruchsvollen Hang, in die Praxis umzusetzen. Ich hatte den Dreh recht schnell raus und verbesserte rasch meine Technik. Die effizienteste Aufstiegsmethode ist übrigens die Skier beim Gehen nahe am Hang zu halten.

    • Dabei erneuert man jedes Mal den Griff der Felle an der Unterseite des Skis, die ihn vor dem Zurückrutschen bewahren – also gleiten statt treten. Als wir den Gipfel erreichten, fühlte ich mich großartig. Und um einige Kilo leichter, nachdem ich so viel Gewicht weggeschwitzt hatte. Das futterte ich mir mit dem köstlichen Abendessen aber gleich wieder drauf.

      Abfahrten, an die ich mich noch lange erinnern werde

      Von den vielen Abfahrten, die ich im Laufe der Jahre inzwischen gemacht habe, sind mir viele in Erinnerung geblieben: Wegen der Landschaft, des Schnees und der herzlichen Menschen, mit denen ich unterwegs war. Neben der herrlichen Pulverschneeabfahrt, die nur machen kann, der selbst den Berg erklimmt, fühle ich mich beim Tourengehen den Pionieren des frühen Skifahrens verbunden. Damals, bevor es Lifte gab und Pistenraupen, die die Pisten präparierten.

    • Anno dazumal gab es kaum eine andere Möglichkeit als Skitourengehen. Ich erinnere mich an fesselnde Filme von furchtlosen Skifahrerinnen und Skifahrern am Arlberg in den 1920er Jahren. Wenn ich heute auf Tour bin, wandern meine Gedanken immer wieder zu diesen Abenteurerinnen und Abenteurern auf ihren einfachen Holzlatten zurück.

      Ein anderes Level

      Manches Mal werde ich gefragt, ob ich die einfachere Art des Aufstiegs mit dem Lift vermisse. Beim Skitourengehen geht es nicht um schnell und komfortabel. Es geht um das Erfolgserlebnis und den Stolz, wenn ich es auf den Berg geschafft habe. Dann genieße ich die Aussicht umso mehr und erlebe das Gefühl der Leichtigkeit bei der Abfahrt. Es geht um das Gemeinschaftsgefühl unter uns Freundinnen und Freunden. Auf dem Weg nach oben finde ich Zeit tief durchzuatmen und meine Sorgen loszulassen. Mir wurde definitiv nicht zu viel versprochen und ich freue mich schon darauf bald neue Abenteuer im Tiefschnee zu erleben. 

    Skitour am Schneeberg in Niederösterreich
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    Das benötigt ihr auf eurer Tour

    Die Ausrüstung

    Die Skier, Stöcke und Schuhe unterscheidet sich von denen für Abfahrtsski und können ausgeliehen werden. Die Tourenskier werden für den Aufstieg an der Schuhspitze der Tourenschuhe befestigt. Die „Felle“ verhindern das Zurückrutschen der Skier. Snowboarderinnen und Snowboarder greifen zum Splitboard, das entlang der Länge geteilt werden kann. Es ist ideal für den Aufstieg und wird für die Abfahrt wieder zu einem Board verbunden.

    Die größeren Teller der Stöcke geben euch im Tiefschnee Halt. Sie sind in der Höhe verstellbar, um sie an unterschiedliches Gelände anzupassen. Nehmt zudem einen Rucksack mit, in dem Helm, LSV-Gerät, Schaufel und Sonde, Erste-Hilfe-Set, Snacks und Wasser oder Tee Platz haben.

    Wintersport Freizeit Kleinwalsertal
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    So bewegt ihr euch richtig

    Die Technik

    Beim Aufstieg beugt ihr die Beine, zieht den Ski nach vorne und gleitet dabei dicht am Schnee. Die Stöcke haltet ihr am Körper, um die Beine beim nächsten Schritt zu stützen. Für Anfängerinnen und Anfänger noch weniger relevant: Beim Wenden bergauf an einem steilen Hang ist der sogenannte Kick-Turn wichtig. Das ist wohl einer der kniffligsten Techniken beim Aufsteigen und es lohnt sich, ihn vorher zu üben, wenn die gewählte Route ihn verlangt.

    Oben angekommen nehmt ihr die Felle ab, klickt die Bindung ein, damit sie nun an der Ferse des Schuhs hält – und schon seid ihr bereit für eine Abfahrt im Freeride-Stil.

    • Sicherheitsmaßnahmen

      In einem Skitourenkurs einer Ski- oder Bergsportschule lernt ihr den Berg auf potenziell gefährliches und wahrscheinlich sicheres Gelände zu untersuchen. Hier bringen euch die erfahrenen Guides den sicheren Umgang mit dem LVS-Gerät, Sonde und Schaufel bei. In der Regel befindet ihr euch bei eurer Tour nämlich außerhalb des Geländes, das von Skigebieten kontrolliert und lawinensicher gemacht wird. Die Sicherheitsausrüstung, sowie die Skitourenskier, Schuhe, Stöcke und Felle könnt ihr im Rahmen eines Skitourkurses mieten. Dort habt ihr auch die Möglichkeit das LVS-Gerät, die Sonde und Schaufel in einer Simulation zu testen.

    • Optional ergänzt eure Sicherheitsausrüstung mit einem Lawinen-Airbag, einem Biwaksack und einer Stirnlampe.

      Die richtige Kleidung

      Gut angezogen seid ihr mit einer atmungsaktiven Basisschicht und einer leichte, wind- und wasserabweisende Außenschicht für den Aufstieg. Für die Abfahrt bietet sich zusätzlich eine leichte, warme Zwischenschicht an. Nehmt auf eure Tour dünne Handschuhe für den Aufstieg und wasserdichte Handschuhe für die Abfahrt mit und tragt warme Socken, am besten mit einer Polsterung um die Zehen und Fersen.

    Skitour auf den Gartnerkofel / Gartnerkofel
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    Los geht’s

    Eure erste eigene Tour

    Sobald ihr Erfahrung gesammelt habt und den Umgang mit einer möglichen Lawinengefahr beherrscht, seid ihr bereit eure eigene Tour zu planen. Hier ist Vorbereitung alles – dazu gehört auch Karten und Berichte von anderen Skitourengeherinnen und Skitourengehern zu studieren. Die Schnee-, Wetter- und Lawinenbedingungen solltet ihr am Morgen nochmals überprüfen. Die Gegebenheiten müssen für den ganzen Tag günstig sein. Entsprechend müsst ihr eure Pläne ändern oder allenfalls sogar die Tour ganz absagen.

    Die beste Zeit für Skitouren ist im späten Winter und zu Beginn des Frühlings, da die Tage länger sind, das Wetter besser ist und sich über den Winter eine gute Schneebasis gebildet haben kann.

    Empfehlung der Redaktion

    Viele österreichische Skigebiete bieten für Einsteigerinnen und Einsteiger hervorragende Bedingungen.

    • Großarl im SalzburgerLand ist als Eldorado für Skitourengeherinnen und Skitourengehe bekannt. Viele der zahlreichen Routen konzentrieren sich auf den bekanntesten Berg des Tals, den Kreuzkogel. Unser Tipp: Daher ist in den umliegenden Berge wesentlich weniger los. Ein lokaler Verein, bekannt als Berg-Gesund, bietet Schnupperkurse für Anfängerinnen und Anfänger im Skitourengehen an. Jede Woche finden mehrere geführte Touren statt – die Voraussetzung für eine kostenlose Teilnahme ist, dass ihr in einem der mehr als 100 teilhabenden Hotels, Apartments oder Bauernhöfen im Ort übernachtet. Die Schnuppertouren beinhalten Praxistipps und Übungen zum richtigen Umgang mit Schaufel, Sonde und LVS-Gerät. Die gesamte Skitourenausrüstung kann in den Sportgeschäften in Großarl gemietet werden.

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    • Ischgl in Tirol wartet mit etwa 15 Skitourenrouten in allen Schwierigkeitsgraden auf. Unser Tipp: Startet mit der neue Piz Val Gronda-Bahn ins Skigebiet. Piz da Val Gronda bedeutet „Gipfel des großen Tals“ und liegt genau an der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Eure Tour beginnt hoch oben auf der Piste zum Col Val Gronda auf 2.752 Meter. Hier fahrt ihr abseits der Piste nach Südwesten zu einem flachen Gebiet ab. Unten angekommen ist es an der Zeit, die Felle aufzuziehen und in einem sanften Anstieg zu einem Bergsattel aufzusteigen, der euch mit einer Abfahrt in westlicher und dann in südwestlicher Richtung zu einer gemütlichen Hütte belohnt. Auf etwa 3,4 Kilometer Skistrecke erklimmt ihr etwa 530 Höhenmeter. Diese Tour dauert etwa 90 Minuten und ist daher ideal für Einsteigerinnen und Einsteiger.

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    Patrick Thorne

    Patrick Thorne

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    Patrick Thorne war in mehr als 300 Skigebieten der Welt unterwegs – in vielen von ihnen als Freerider und Skitourengeher.

    Er hat zahlreiche Skibücher geschrieben, darunter den Bestseller „Powder", einen Führer zu den 50 besten Skipisten der Welt. Patrick lebt in den schottischen Highlands.

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