Philipp Essl: Der Haubenkoch am Donaustrand
Die Donau, die Marillen und der Wein. Sie gehören zur Wachau wie Philipp Essl zum Landgasthaus Essl. Der 30-jährige Haubenkoch kocht traditionell, aber nicht altmodisch. Sein Signature Dish: Topfenstrudelsoufflé mit Wachauer Marillen und Vanille-Pannacotta.
Sind die Wachauer Marillen schon reif? 75 Marillenbäume – einige davon sind schon über 100 Jahre alt, von der Urgroßoma gepflanzt – sieht sich Philipp Essl auf seinen Streifzügen durch den Garten hinter dem Landgasthaus an. Es ist auch nicht irgendeine Sorte, die er in der Küche verarbeitet. Es handelt sich um die Wachauer Marille g.U. (ist eine von der EU geschützte Herkunftsbezeichnung): „Sie hat leicht rötliche Backen, ist optisch ansprechend, aber kein Topmodel, weil ihre Maße unterschiedlich sind. Sie schmeckt intensiv süß, ein wenig säuerlich. Wer sie gekostet hat, weiß, wie eine Marille schmeckt.“ Den Geschmack seiner Kindheit erlebt Philipp jedes Jahr im Juli, wenn er den ersten flaumigen Marillenknödel zerteilt und sich jeden Bissen langsam auf der Zunge zergehen lässt.
Auf regionale Partner*innen setzen
Der Haubenkoch Philipp Essl setzt nur auf Produkte von bester Qualität aus der Wachau oder der näheren Umgebung. Deshalb ist der Betrieb auch mit dem Siegel AMA GENUSS REGION ausgezeichnet. Und er ist auch ein stolzes Mitglied der Wirtshauskultur Niederösterreich. „Auf meiner Speisekarte werden Gäste Meeresfische oder schnell hochgezüchtete Süßwasserfische vergeblich suchen. Ich kaufe bei einem Bio-Fischzüchter, bei dem sich Seesaiblinge und Forellen aus dem kalten Ramsaubach in den Teichen tummeln.“ Die Fische wachsen dort langsam auf und werden biologisch mit kleinen Krebstieren gefüttert.
Auf der Karte stehen großteils Wachauer Weine. Darunter auch zahlreiche von jungen Winzern vom rechten Donauufer wie dem Weingut Josef Fischer oder dem Weingut Georg Frischengruber, die weniger bekannt sind als die Winzer aus den Orten Spitz, Dürnstein oder Weißenkirchen. „Wir sind junge Menschen im Aufbau und wollen auf uns aufmerksam machen. Daher sind wir ein Stück innovativer. Junge, mutige Leute, die Heurige oder Gasthäuser übernehmen oder neue Wege im Weinbau beschreiten.“
Schon früh am Morgen wandert er mit seinem Hund zum Kiesstrand an die Donau. Sein Flat Coated Retriever springt bei jeder Temperatur mit vollem Elan ins Wasser. Philipp braucht nur vor die Haustüre zu gehen und sieht Fischotter, Biber, Fischreiher, Kormorane oder Eisvögel.
Dieses Naturerlebnis ist dem „LIFE-Projekt Wachau“ zu verdanken. Die Längsverbauungen der Donau, die Treppelwege, werden aufgebrochen und die Nebenflüsse geöffnet. So entsteht zwischen dem Strom und dem Weinbaugebiet eine Aulandschaft, die Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet.
Eine Landschaft, die nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen sehr anziehend ist: In einem der Bäche im Schlauchboot flussabwärts rudern oder sich eine Auszeit mit Freund*innen beim Grillen am Lagerfeuer oder einer Flasche Wein am Kiesstrand gönnen. Der Vorteil vom rechten Donauufer ist, dass dort der Donauradweg entlangführt und Radfahrer*innen beim Radeln zu den bekannten Weinorten auf der anderern Uferseite, wie Weißenkirchen, Dürnstein und Spitz, blicken können. Die rechte Donauuferseite ist die ruhigere Seite mit zahlreichen Heurigen, die mitten in den Weinbergen oder Streuobstwiesen liegen.