Suchen
    • Porträt von Franz Liszt, Lithografie 1838 von Josef Kriehuber, Ausschnitt
      media_content.tooltip.skipped

    Franz Liszt: Vom Kometen zur Rhapsodie

    Der im burgenländischen Raiding geborene Pianist und Komponist Franz Liszt (1811–1886) war eine schillernde Figur mit einzigartiger Karriere.

    Der weltbekannte Pianist Lang Lang bezeichnet Franz Liszt als seinen absoluten Lieblingskomponisten. Im Zeichentrickfilm „Tom & Jerry“ interpretiert der Kater im „Madness concert“ die Ungarische Rhapsodie Nr. 2. Der kleine Lang Lang war anscheinend vom Klavierspiel, der Rhapsodie und Liszt so begeistert, dass damit seine Weltkarriere als Starpianist besiegelt war. Wer hätte 1811 im romantischen Raiding gedacht, dass fast 200 Jahre später zwei Figuren aus einem Zeichentrickfilm, nämlich ein Kater im Frack und eine Maus, die Melodie der Ungarischen Rhapsodie bis in die chinesische Mandschurei, der Heimat von Lang Lang, bringen würden.

    Franz Liszt Geburtshaus / Liszt Haus
    media_content.tooltip.skipped

    Ein Komet über Raiding: Ein Genie erblickt die Welt

    Im Herbst 1811 zog ein Komet über den Himmel der K.-u.-k.-Monarchie Österreich-Ungarns. Eine Wahrsagerin prophezeite mit dem Streifzug des Kometen über Raiding den Eltern von Liszt die Geburt eines Genies. Unter diesem guten Stern erblickte das einzige Kind des Ehepaares Adam und Maria Anna das Licht der Welt. Die Frau aus dem fahrenden Volk sollte Recht behalten: Liszt wurde Komponist, Musiker, Schriftsteller, Geistlicher, Gelehrter, Orchesterdirektor, Dirigent, Theaterdirektor und Pianist. Darüber hinaus hatte er auch darstellerisches Talent: Seine eigenwillige und temperamentvolle Art, mit der er sich beim Spielen am Flügel inszenierte, ging in die Musikgeschichte ein.

    Liszt Haus, Raiding, Mittelburgenland-Rosalia
    media_content.tooltip.skipped

    Der Wunderknabe aus Raiding

    Die Kinderjahre in seiner Geburtsstadt Raiding prägten Liszts Bezug zur Musik, seine späteren Werke und sein gesamtes Schaffen. Das war zu einem großen Teil der Förderung und dem Engagement seines Vaters Adam zuzuschreiben: „Du wirst jenes Künstlerideal verwirklichen, das vergeblich meine Jugend bezaubert hat“, schrieb dieser in sein Tagebuch. Der Vater war ehrgeizig und wollte aus dem Knaben mehr machen, als er selbst erreicht hatte – einen zweiten Mozart? Adam Liszt hatte es „nur“ zum Cellisten im fürstlichen Sommerorchester der Familie Esterházy unter der Leitung von Josef Haydn gebracht. Also wurden die besten Klavierlehrer zum Unterricht des Wunderkindes nach Raiding geholt. Der junge Franz Liszt wurde auf Deutsch und Französisch unterrichtet – in den Sprachen der beiden damaligen großen „Kulturnationen“.

    Raiding im heutigen Burgenland, damals in Deutschwestungarn gelegen, war der inspirierende Nährboden für zwei komplett konträre Musikrichtungen: Zum einen kam der kleine Franz sehr früh mit der klassischen, deutschen Kirchenmusik, zum anderen mit der feurigen pannonischen und autochthonen Musik in Berührung. Sein ganzes Musikleben widmete er einer Erneuerung der Kirchenmusik, was er am Ende seines Lebens auch schaffte. Hingegen die Musik der durch sein Heimatdorf ziehenden Sinti und Roma prägte sein musikalisches Schaffen so intensiv, dass man ihn zeitlebens den „Hexenmeister am Klavier“ nannte.

    Liszt: Vom Popstar über die Lisztomanie zum Glaubensmensch

    • Würde man heute mit Liszt ein Interview führen, würde er wahrscheinlich von sich behaupten, dass er eine gespaltene Seele im Leibe trägt: Ein Teil seiner Seele war den Sinti und Roma verschrieben, der andere Teil den Franziskanern. Zeitgenossen beschrieben ihn als „weise und naiv zugleich, aber auch draufgängerisch, dynamisch, unberechenbar und trotzdem nobel“. Manche seiner damaligen Künstlerkollegen beneideten ihn um seine fulminanten Erfolge.

      Das Wunderkind wird zum Popstar

      Liszt war ein regelrechter Popstar seiner Zeit, von Anhängern und Fans stets umjubelt: Wenn Liszt spielte, drängten sich die weiblichen Fans auf die Bühne, belagerten Konzerthäuser und fielen nicht selten in Ohnmacht. Und Liszt wusste genau, was er tat: Seine Auftritte wurden bis ins kleinste Detail geplant und in Szene gesetzt. Ähnlich unseren Stars von heute führten ihn seine Tourneen durch die damals wichtigsten Konzertsäle Süd- und Mitteleuropas und bis nach Konstantinopel, St. Petersburg und Moskau.

      Liszt reiste immer mit einem Konzerttross und zwei Konzertflügeln. Demnach muss die Logistik der Tourneen und Reisen durch Europa eine hohe finanzielle Herausforderung für ihn gewesen sein. Die Einnahmen kann man durchaus mit den Gagen von heutigen hochkarätigen Musikern vergleichen. Aber der hohe logistische Aufwand und die Ausgaben auf den weiten Reisen durch Europa verursachten auch finanzielle Engpässe. Es liegt nahe zu vermuten, dass also nicht die Beatles, Elton John oder Elvis Presley die Pioniere von Massenhysterien unter Fans waren, sondern schon 200 Jahre zuvor das „Kometenkind“ Franz Liszt, der „Hexenmeister am Klavier“.

    • Begehrter Liebhaber und Mäzen

      Es überrascht nicht: Der große Meister galt als viel umschwärmter Frauenheld und unterhielt leidenschaftliche Beziehungen zu gebildeten, geistreichen Damen der europäischen Aristokratie. Die gemeinsame Tochter Cosima aus der Beziehung mit Gräfin Marie d’Agoult heiratete später Richard Wagner, den Liszt als Schwiegervater großzügig förderte. Die Fürstin Caroline Sayn-Wittgenstein wollte ihren Mann – einen einflussreichen Fürsten – für Liszt verlassen und ihn heiraten. Und nur ein vatikanisches Veto verhinderte die Ehe zwischen dem weltbekannten Musiker und der Fürstin.

      Liszt durchlebte jedoch auch harte Krisen und Niedergeschlagenheit. Als Glaubensmensch fand er Ruhe und Zuflucht im christlichen Glauben, der ihn seit seinen Kindestagen in Raiding begleitete. Im hohen Alter erhielt er die niedrigen Weihen zum Weltgeistlichen. Er beteiligte sich weiterhin als Förderer am Musikgeschehen, gab Unterricht und nahm in seiner Funktion als Präsident der ungarischen Musikakademie viele andere hochrangige Aufgaben wahr.

      Lisztomanie

      Den Begriff der „Lisztomanie“ prägte übrigens kein Geringerer als Heinrich Heine, der 1840 als Feuilletonist und Pariser Korrespondent für die Allgemeine Zeitung schrieb. Er verlieh damit dem Phänomen der Hysterie rund um die Auftritte von Franz Liszt einen treffenden Namen. Doch was war so besonders an Liszt und seinem fast „diabolischen“ Klavierspiel?

    • Liszt entwickelte anscheinend schon als Kind eine eigene Art des Klavierspiels. Carl Czerny, einer seiner ersten Klavierlehrer, dokumentierte neugierig die „neue, bewegte Art“ seines Spielens. Liszt war ein temperamentvoller Showman am Klavier. Sein Vermächtnis an die Musikwelt war die neue Interpretation des Spielens und Belebens der Tasten am Flügel. Seine Art des Klavierspiels fand natürlich auch Eingang in die Karikaturen seiner Zeit: Die kolorierten Zeichnungen sind bis heute hochwertige Kunstwerke und Zeugen aus der intensiven Auftrittszeit von Liszt. Die Lisztomanie nahm – nach neun Jahren ruheloser Konzertreisen – 1848 ein Ende. Liszt war mit 36 Jahren müde und erschöpft vom Ruhm und den Tourneen. Eine neue Schaffenszeit nach der Lisztomanie begann. Liszt wird Orchester- und Hofkapellmeister in Weimar. Eine Begegnung mit Richard Wagner wird zur engen Freundschaft. Das Verhältnis seiner Tochter Cosima mit Wagner beendet die freundschaftliche Bindung zwischen den beiden Musikern. Liszt widmet sich den „Symphonischen Dichtungen“. Seine Hinwendung zur Kirche findet sich auch in seinen Kompositionen wieder. Liszt lebt abwechselnd in Rom und in Weimar, wo er zahlreiche Schüler unterrichtet. Außerdem hält er sich in Budapest auf, wo er 1875 Präsident der neuen Musikakademie wird. Ein verhängnisvoller Sturz über eine Treppe in seinem Wohnhaus in Weimar verursacht längere gesundheitliche Probleme. Liszt besucht seine Tochter Cosima in Bayreuth, die nach dem Tode ihres Mannes Richard Wagner die Leitung der Festspiele übernahm. Liszt stirbt an den Folgen einer Lungenentzündung am 31. Juli 1886 und wurde am Friedhof in Bayreuth begraben.

    Er war sicher einer jener Musikgranden, der zu Lebzeiten die höchste Aufmerksamkeit erhielt. Das Wunderkind aus Raiding schaffte es zu Weltruhm. Sein früh gefördertes Talent zum Musiker machte sich bezahlt. Er konnte mit sieben Jahren schon alleine Noten lesen und schreiben, mit neun Jahren trat er das erste Mal bei einem offiziell angekündigten Klavierkonzert bei Fürst Esterházy in Preßburg auf und begeisterte seine Zuhörer. In der Zeitung schrieb man darüber:

    Wichtige Stationen in seinem Leben

    • Nach dem Umzug nach Wien gehörten Czerny und Salieri zu seinen Lehrern. Bald ging es nach Paris, wo Liszt eine exquisite eine weitere exquisite Ausbildung erhalten sollte. Auftritte in hochrangigen Kreisen vermachten ihm schnell Ruhm. Der „Wunderknabe“ aus Raiding reiste auch mehrmals nach England – nach einem Auftritt im Windsor Castle wurde er fortan „Master Liszt“ genannt.

    • Es folgte eine schwierige Zeit von ersten Misserfolgen, die Liszt in eine tiefe Lebenskrise versetzte. Einige Werke von ihm, darunter auch ein Opernwerk, kamen nicht gut an. Verschmähte Lieben krönten seine Selbstzweifel. Religiöse und soziale Ansichten dominierten nun sein Leben und er widmete der Kirchenmusik viel Zeit.

    • Beeinflusst durch die rasante Entwicklung anderer Musikkollegen und vor allem durch Paganini kehrt Liszt wieder in die Schaffenswelt – zum Komponieren – zurück. Liebesaffären mit Damen aus der höchsten Gesellschaft sowie seine Wanderjahre durch Europa tragen zu seinen künstlerischen Spitzenleistungen bei. Beinahe rastlos und besessen tourt das Klaviergenie durch viele Länder und reißt Abertausende von Menschen in seinen Bann. Die Lisztomanie war geboren.

    • Weitere Stationen in seinem Leben wie Weimar, Budapest und Rom bereichern seine Musikgeschichte. Als geweihter Priester verbringt er viel Zeit mit der Neuordnung der Kirchenmusik. Liszt stirbt 1886 an einer Lungenentzündung in Bayreuth, wo er seiner Tochter Cosima Wagner bei den Vorbereitungen zu den Festspielen behilflich sein wollte.

    Porträt von Franz Liszt, Lithografie 1838 von Josef Kriehuber, Ausschnitt

    Franz Liszt

    media_content.tooltip.skipped
    • Geboren:
      22.10.1811 in Raiding
    • Gestorben:
      31.7.1886 in Bayreuth
    • Berühmte Musiklehrer:
      Carl Czerny, Antonio Salieri
    • Werke:
      703 erfasste Musikwerke, darunter 1 Oper
    • Auszug aus Ehrungen zu Lebzeiten (abgesehen von allen künstlerischen Ehrungen):
      Erhebung in den ungarischen Adelsstand, Erhebung in den österreichischen Adelsstand, Kommandant der französischen Ehrenlegion unter Napoleon III.
    • Langzeitbeziehungen:
      Gräfin Marie d’Agoult (Mutter seiner drei Kinder, darunter Cosima Wagner), Fürstin Caroline Sayn-Wittgenstein
    • Vorbilder:
      Paganini, Mozart, Haydn, di Lasso, Bach, Händel
    • Künstlerfreunde:
      Berlioz, Hugo, Weber, Wagner, Chopin, Mendelssohn, Schumann

    Über den Künstler

    Am 22. Oktober 1811 wurde Franz Liszt in Raiding, einem kleinen Ort im Burgenland nahe der heutigen ungarischen Grenze, geboren. Damals, zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, gehörte das Burgenland zum Kronland Ungarn – erst 1921 kam es zu Österreich. Liszts Familie war deutschstämmig und somit wurde er auch auf Deutsch erzogen und unterrichtet. Liszt verbrachte seine ersten elf Lebensjahre in Raiding, danach zog die Familie nach Wien.

    Raiding liegt im malerischen im Mittelburgenland, dem „Blaufränkischland“. Das Zusammenspiel von pannonischer Kulturlandschaft und traditionellem Dorfleben beeinflusste Liszt sein ganzes Leben lang und war Inspiration für sein Schaffen.

    Im Raidingbachtal kann man nicht nur den exzellenten Blaufränkischen Wein, die Weiten der Naturlandschaft und glutrote Sonnenuntergänge genießen, sondern auch kleine Wanderungen und Ausflüge in die benachbarten Orte mit dem Rad oder zu Fuß unternehmen.

    Zum Andenken an Franz Liszt wurde sein Geburtshaus, ein frühbarockes Gebäude zugehörig zur Meierei der Fürsten Esterházy, zum „Liszt-Haus“ umgebaut und beherbergt ein Museum über sein Leben und seine Werke.

    Gleich neben dem Liszt-Geburtshaus entstand 2006 das „Lisztzentrum Raiding“, das auch das Konzerthaus beherbergt, in dem unter anderem das weltbekannte „Liszt-Festival Raiding“ stattfindet, das mehrmals im Jahr Konzertreihen veranstaltet.

    In Raiding gibt es auch den „liszt.life-Erlebnisweg“, der den Spuren von Franz Liszt durch seine Heimatgemeinde folgt. Der Lehrpfad unterhält durch Musikstücke, Geschichten aus Liszts Leben und lehrreichen Infos zum Leben zur damaligen Zeit.

    Auf den Spuren von Franz Liszt

    Lisztzentrum / Liszt Haus

    Liszt Festival

    Mehr lesen
    media_content.tooltip.skipped
    • Liszt-Zentrum, Raiding, Mittelburgenland-Rosalia
      media_content.tooltip.skipped

      Lisztzentrum Raiding

    • Liszt Haus, Raiding, Mittelburgenland-Rosalia
      media_content.tooltip.skipped

      Liszt-Haus Raiding

    • Franz Liszt Geburtshaus / Liszt Haus
      media_content.tooltip.skipped

      Raiding

    Das könnte Sie auch interessieren

    •                         Forsthaus in Weißenbach I (Landhaus am Attersee)
      media_content.tooltip.skipped

      Gustav Klimt liebte die Kunst, die Frauen und den Attersee

      Am Attersee in der Region Salzkammergut fand der Maler Gustav Klimt Ruhe und Inspiration. Viele seiner floralen Landschaftsgemälde sind dort entstanden.
      Der Maler Gustav Klimt
    •                         Emilie Flöge in einem Reformkleid und Gustav Klimt in seinem Malerkittel im Garten der Villa Oleander am Attersee, 1910
      media_content.tooltip.skipped

      Emilie Flöge, die Mode-Revolutionärin und der Kuss

      Die Modeschöpferin Emilie Flöge war weit mehr als nur die Muse des berühmten österreichischen Malers.
      Mehr lesen
    media_content.tooltip.skipped