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    • Josef Hoffmann, Porträt, 1903 ©
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    Josef Hoffmann, ein fanatischer Gestalter des Schönen

    Die Stadt Wien war um 1900 das pulsierende Zentrum des riesigen Habsburgerreiches. In dieser bewegten Epoche herrschte auch in der Kunst eine unglaubliche Aufbruchstimmung. Einer der wichtigsten Wegbereiter für Architektur und Design im 20. Jahrhundert war Josef Hoffmann.

    Porträt Josef Hoffmann, Wien, nach 1945 / MAK - Museum für angewandte Kunst
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    Josef Hoffmann wurde 1870 in Pirnitz in Mähren geboren. Es war die Zeit der Industriellen Revolution mit ihren positiven, aber auch negativen sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen, wie Wohnungsnot in den Städten, Kinderarbeit, Massenelend, Umweltverschmutzung.
    Als Hoffmann 1892 sein Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien begann, war er früh von der englischen und schottischen Kunstbewegung Arts & Crafts inspiriert, die alle Lebensbereiche mit Kunst zu durchdringen suchte. Schöne, funktionelle Gebrauchsgegenstände sollten für breitere Gesellschaftsschichten den Alltag angenehmer und schöner gestalten. Der junge Hoffmann und sein Freundeskreis waren überzeugt, dass Kunst die menschliche Seele sogar „heilen“ könne.

    Josef Hoffmann, Sanatorium Westend, Purkersdorf, Fassade, 1905 / Sanatorium Purkersdorf
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    Dieser Auffassung war auch der herausragende Wiener Architekt Otto Wagner, dessen Schüler Hoffmann an der Akademie war. Beide sahen die Rolle des Architekten nicht auf die Baukunst beschränkt. Vielmehr sollte ein Architekt gleichzeitig Designer sein und alles bis zum kleinsten Gegenstand harmonisch entwerfen. Dieser Überzeugung blieb Hoffmann sein ganzes Leben lang treu. Keine Aufgabe war ihm zu groß, aber auch keine zu klein.

    Zu den architektonischen Meisterwerken Hoffmanns zählen das Sanatorium Westend in Purkersdorf bei Wien sowie das Palais Stoclet in Brüssel (UNESCO Welterbe), deren Inneneinrichtungen und Gärten bis ins letzte Detail von ihm selbst gestaltet wurden.
    Er ging sogar soweit, sich zur Garderobe der Hausherrin Gedanken zu machen. Tatsächlich passte seiner Meinung nach die Kleidung der Dame bei der Eröffnung des Brüsseler Privatpalais nicht zum ganzen Ensemble und er beschloss, sich in Zukunft auch mehr dem Modedesign zu widmen. Alles perfekt durchgestylt, ein Gesamtkunstwerk eben!

    Le Corbusier meinte über ihn «Heute, wo sich die neuen Generationen ... die Früchte der Arbeit der wahren Wegbereiter zu eigen machen, ... ist es nur gerecht ... unsere Dankbarkeit zu bezeugen gegenüber Männern wie Professor Hoffmann und gegenüber Unternehmungen, die so kühn waren wie die Wiener Werkstätte. Endlich ist das, was bestehen bleibt, das ‹unentbehrlich Überflüssige›, die Kunst.“

    Josef Hoffmann: Brosche mit Vogel aus Perlmutt, aus dem Besitz Emilie Flöge, Ausführung: Wiener Werkstätte, Mod.-Nr.: G7821910
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    „WW“ das Logo der Wiener Werkstätte stand für Qualität, schlichte Formen und Eleganz im Alltagsleben. Man könnte Josef Hoffmann in gewisser Hinsicht als Vorreiter des heutigen „corporate designs“ bezeichnen, so sehr lag ihm die Idee des Gesamtkunstwerkes am Herzen. Er selbst schuf unzählige Entwürfe für Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände, die noch heute von Firmen wie Alessi, Augarten Porzellanmanufaktur, Wittmann, J & L Lobmeyr und Backhausen produziert werden.

    Knapp 30 Jahre lang - von 1903 bis 1932 - war diese Produktionsgemeinschaft von Künstlern und Kunsthandwerkern ein europaweit einzigartiges Unternehmen. Die kreative Gruppe stand stets in direktem Austausch mit ihrer Kundschaft und stellte dank alter Handwerkstechniken in Kombination mit modernen Entwürfen formschöne Produkte her. « Lieber zehn Tage an einem Gegenstand arbeiten, als zehn Gegenstände an einem Tag zu produzieren » war die Devise des Kreises um Hoffmann. Man wollte weg von der industriellen Massenproduktion. Eine Tendenz, die heute mit dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und Handarbeit eine Wiedergeburt in unserer westlichen Welt erlebt?

    Vally Wieselthier, Werbung für die Mode der „Wiener Werkstätte Kärntnerstrasse 32 u. 41“, Wien, vor 1928 / MAK - Museum für angewandte Kunst
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    „Eine große Schar junger Talente war mit Feuereifer an der Arbeit“ schrieb Hoffmann in seinen Memoiren. Er war nicht nur ein unermüdlicher Kreativer, auch die Weitergabe des Wissens war ihm ein großes Anliegen. Schon mit 29 Jahren nahm er einen Lehrauftrag an der Wiener Kunstgewerbeschule – der späteren Hochschule für angewandte Kunst an, um Kunstgewerbler unter anderem für die Wiener Werkstätte auszubilden. Der große Anteil an Studentinnen war zur damaligen Zeit alles andere als eine Selbstverständlichkeit, Hoffmann förderte bewusst den Hochschulzugang für talentierte Frauen.

    Beinahe 40 Jahre lang unterrichtete er mit großem Engagement an den Abteilungen Architektur, Metallarbeiten und Emailarbeiten und übte nachhaltigen Einfluss auf Generationen von Architekten, Kunstgewerblern und Designern in Österreich aus.

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