Wieso wir so gerne an unsere körperlichen Grenzen gehen
Beim Sport gehen wir mehr als je zuvor an unsere persönlichen Grenzen. Aber warum eigentlich?
Ihr habt sicher bereits von Trailrunning gehört? Eine der neuen Trendsportarten. Damit verbinden die meisten von uns lange Laufdistanzen, anstrengende Strecken und denken: Das ist nur für Sportfreaks geeignet. Jurgen Groenwals hat es ausprobiert - mit seiner Familie - und klärt uns auf.
Ein Geländewagen bringt uns über die steile, kurvenreiche Zillertaler Höhenstraße zum Startpunkt unseres heutigen Abenteuers. In der Morgensonne erwachen die verschlafenen Dörfer Hippach, Schwendau und Mayrhofen im Zillertal. Die amerikanische Punkband Dropkick Murphy's liefert den Soundtrack dazu. Am Steuer: Alex Ganster, in der Gegend geboren und aufgewachsen, leidenschaftlicher Trailrunner, Mountainbiker und Skifahrer. Und ein besonders angenehmer und interessanter Gesprächspartner. Auf dem Familienprogramm für heute steht: Trailrunning.
Inzwischen sind wir am Melchboden in Schwendberg angekommen und es ist Zeit, die Laufschuhe zu schnüren. Mit unserem Mini-Rucksack mit Trinkfasche, etwas Essen und ein paar Teleskopstöcken geht es los. Da es ein schöner Tag ist und wir nicht besonders weit laufen, bleibt die Regen- und/oder Windjacke einfach im Auto. Schließlich spielt Gewicht sowohl für Leistungssportler*innen als auch für Freizeitläufer*innen eine wichtige Rolle.
Erstaunlich schöner Spielplatz
Wir können mit Sicherheit sagen, dass Alex jeden Weg in diesem Gebiet wie seine Westentasche kennt. Schließlich kümmert er sich auch beruflich darum die Mountainbikestrecken und Trailparks instand zu halten. Außerdem ist diese Gegend sein überraschend schöner Spielplatz, auf dem er schon viele Stunden verbracht hat. „Seit meiner Kindheit war ich eigentlich immer mit meinen Freunden in den Bergen. Für uns ging es nur darum, zu spielen und Spaß zu haben. Eigentlich waren wir schon Trailrunner, bevor es überhaupt so genannt wurde,“ erzählt uns Alex.
Die Strecke wurde von ihm auch sorgfältig für unsere Familie ausgewählt, eine Familie, die keine große Erfahrung in Sachen Trailrunning hat. Die ersten Kilometer bis zur Rastkogelhütte sind eher abschüssig und in schöner Umgebung. Echte Hindernisse gibt es vorerst nicht. Der Weg schlängelt sich leicht auf und ab, die Sonne scheint, die Stimmung ist ausgezeichnet. Wir genießen sowohl die körperliche Anstrengung als auch die schöne Umgebung. „Nein, so einfach wird es sicher nicht bleiben", hallt es wie ein Mantra durch meinen Kopf.
Und dann ist es so weit und meine “Befürchtung” wird wahr. Alex hält an und gibt uns zu verstehen, dass das, was folgt, ideal ist, um unsere „Klettertechnik“ zu testen. In einer fast senkrechten Linie erwarten uns rund 250 Höhenmeter. Alex beruhigt uns gleich wieder und gibt uns einen wertvollen Tipp: „Beim Trailrunning – vor allem bei sehr langen Strecken – geht es um die Dosierung. Es ist keine Schande, wenn man bergauf abwechselnd geht und läuft. So kann man sich bei jedem Durchgang mit den Händen an den Oberschenkeln abstoßen. Auf diese Weise spart man viel Energie und Muskelkraft, da ein Teil der Kraft durch den Oberkörper erzeugt wird.“
Mit diesem Rat schaffen wir es nach oben. Der Weg führt weiter zwischen vielen beeindruckenden Felsbrocken hindurch und Alex will uns weiter in Lauftechniken und den Gebrauch von Wanderstöcken einweihen. Denn auch das ist in der Welt des Trailrunnings nicht ungewöhnlich.
Schließlich sind laut Alex die Stöcke eine ideale Stütze für den ganzen Körper, sowohl beim Aufstieg als auch beim Abstieg, wo sie die Knie und die Hüften entlasten. „Ich benutze sie als reine Stütze oft in technischem Gelände. Dann stellt man die Stöcke weit vor sich hin und drückt sich sozusagen nach oben. Oder es unterstützt deinen ganzen Körper beim Abstieg,“ erklärt uns Alex.
Und ja, die Stöcke helfen uns, besser auf- und abzusteigen, aber unsere – damit meine ich vor allem meine – Koordination und allgemeine körperliche Bereitschaft ist noch nicht so weit, dass wir mit ihnen tatsächlich schneller laufen können.
Ein eisernes Gesetz besagt, dass nach einem Aufstieg auch ein Abstieg folgt. Natürlich nicht nach einem Stück „falscher Ebene", die Alex liebevoll „Schnoppa“ oder „Nepali Flat“ nennt. Und mit „flach“ hatte dieser Wegteil nichts zu tun. Es ging weiter bergauf und bergab.
Beim Abstieg entscheidet sich unsere kleine Familie dann für die sichere Variante. Denn die Felsen und Steine, die für uns beunruhigende Hindernisse sind, überfliegt Alex einfach. Er macht große Sprünge, berührt kaum den Boden und scheint sich der Schwerkraft zu widersetzen, indem er das Gleichgewicht mit seinen Armen sucht.
Wir lassen es etwas langsamer angehen und steigen in unserem eigenen Tempo ab, zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Die Wahl des richtigen Schuhs ist wichtig. Ein guter Schuh für Trailrunning bietet zusätzliche Unterstützung im Mittelfuß- und Fersenbereich, damit man auf unebenem Gelände Halt hat.
Die Sohle ist mit einem angepassten Profil für besseren Halt ausgestattet. Die meisten Trailschuhe fallen im Vergleich zu normalen Laufschuhen etwas robuster aus, weil sie mehr Schutz bieten müssen. Darum sind sie oft ein wenig schwerer.
Daneben gehört ein Mini-Rucksack mit Trinkflasche und etwas Essen (z.B. Energieriegel) zur Ausrüstung.
Empfehlenswert sind auch Wanderstöcke zur Unterstützung beim Laufen / Gehen.
Jurgen Groenwald ist belgischer Journalist und Storyteller sowie Herausgeber von "100% Snow and 100% Trail". Er liebt die Berge und Sport in der Natur und bereist die Welt auf der Suche nach besonderen Snowboard und Mountain Bike Erlebnissen.
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