Wald wirkt Wunder – die Natur als Kraftquelle
Der Wald als Raum des Wohlbefindens: Die Impulse der Natur wirken erholsam auf Körper und Seele. Warum aber fühlen wir uns zur Natur so hingezogen?
Wie unsere Lunge von den heilenden Wirkstoffen des Waldes profitiert? Wir nehmen uns Lungenkraut, Schlüsselblume und Co. mal genau unter die Lupe.
Ohne nachzudenken, versorgt uns die Lunge konsequent und beharrlich mit Sauerstoff. Ein Erwachsener atmet etwa 15-mal pro Minute, 21.600-mal am Tag und 7.884.000-mal im Jahr. Neben dieser lebenswichtigen Sauerstoffversorgung hat die Lunge aber noch eine ganz andere Funktion. Und zwar „bestimmt das Maß unserer Lungenkraft das Maß unserer Lebensenergie“, so Apothekerin und TEH-Praktikerin Dr. Angelika Riffel. Atembeschwerden, die durch eine geschwächte Lunge hervorgerufen werden, gehen einher mit Energieverlust und Schwächezuständen des Körpers und der Seele. Das wiederum führt zu Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsproblemen, so Riffl.
Aber was kann man dagegen tun? Hilft die Flucht in den Wald? Ja, bis zu einem gewissen Grad, denn der Wald kann uns bei einem Heilungsprozess oder auch präventiv unterstützen. Die dort wachsenden Pflanzen, wie Lungenkraut, Schlüsselblume, Hagebutte, Quendel oder Lindenblüte, sind dabei die stillen Superhelden, die in (Atem-)Not helfen. Sie ersetzen aber keinesfalls den ärztlichen Rat im Krankheitsfall.
"In den Wäldern findet man eine besondere Vielfalt an Pflanzen, aus deren wertvollen Inhaltsstoffen seit jeher Heilmittel hergestellt werden, die dem Menschen als natürliche Apotheke dienen."
Inmitten von Laub- und Buchenmischwäldern gedeiht die Heilpflanze, deren Blätter sich wie ein Chamäleon verfärben können von Rot-Purpur zu Blau-Violett. Nomen ist dabei Omen: „Der Name Lungenkraut alleine weist ja schon auf die wohltuende Wirkung für die Lunge hin“, erzählt die Expertin Dr. Angelika Riffel.
Mit dieser Meinung ist sie in guter Gesellschaft, denn schon Hildegard von Bingen wusste: Das getrocknete Kraut in Hustenteemischungen oder im Lungenkraut-Wein wirkt schleimlösend und hustenreizstillend.
Seinen Bruder – den Echten Thymian – kennt jeder. Der Quendel, auch Feldthymian genannt, spielt in der Thymianfamilie jedoch eine eher unbekannte Rolle. Zu Unrecht, immerhin kann er so einiges: Mit seinem aromatisch-würzigen ätherischen Öl wirkt er gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit.
Wie man ihn erkennt? „Wer im Sommer durch den Wald spaziert, trifft oft auf diese kleinen ,Pölsterchen‘, die einen süßen, zitronigen Duft verströmen, dem keine Biene im Umkreis widerstehen kann“, beschreibt Angelika Riffel den Quendel.
Sie ist die „Primula veris“, die erste Blume im Frühling. Deshalb kennt man die dottergelbe Schlüsselblume auch unter dem Namen „Frühlingsbote“. Doch ebenso „Himmelschlüssel“ oder“ Allerweltsheil“ sind gängige Bezeichnungen für die Wunderpflanze, deren natürliche antibiotische Wirkung bei Bronchitis, Husten oder schwachen Nerven hilft.
Einfach so pflücken sollte man die Frühlingsblume jedoch nicht überall, immerhin zählt sie in manchen Regionen zu den gefährdeten Pflanzen. Daher im Zweifelsfall lieber den Anblick der Schlüsselblume genießen und auf das Selberpflücken verzichten.
Die Lindenblüte ist ein wahrer Klassiker unter den Naturheilmitteln: Als Tee stillt sie Husten, stärkt die Abwehrkräfte und beruhigt die Nerven. Besonders, wenn die Tage kürzer und das Wetter kälter werden, kommt die stärkende Blüte gerne zum Einsatz.
„Die Linde war früher der wichtigste Baum der Menschen, der sogar in vielen Volksliedern besungen wurde und um den sich Mythen und Geschichten ranken. So spielt die Linde und dessen Blatt ja bekannterweise in der Nibelungensage eine ganz besondere Rolle“, so Apothekerin Dr. Angelika Riffel. Die Linde steht übrigens auch für Gemeinschaft und gilt als Liebesbaum sowie als Wahrheitsbringer.
Wer die ewig gelobte Zitrone mit links vom Vitamin-C-Stockerl verdrängt? Die Hagebutte. Die roten Früchte der Heckenrose haben nämlich 8-mal so viel Vitamin C wie die gelbe Zitrusfrucht.
Kein Wunder, dass Hagebutten gern zu Tees, Säften oder Marmeladen verarbeitet werden, die unser Immunsystem stärken und Erkältungskrankheiten vorbeugen sollen. Spätestens beim fruchtig-zart süßen Geschmack ist man von der Vitaminbombe überzeugt.
Die getrockneten Heilpflanzen (in Apotheken erhältlich) zu gleichen Teilen mischen. Ein Teelöffel der Teemischung in einer Tasse mit heißem Wasser 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, mit Honig süßen und genießen.
Von Ost nach West bietet Österreich in insgesamt sechs Nationalparks und 47 Naturparks Schutzräume für die Baum- und Pflanzenwelt. Das Naturerbe Österreichs mit seiner vielfältigen Flora wird hier also bestens bewahrt. Und damit man diese Biodiversität noch lange bewundern kann, sollte man die Pflanzen in den Schutzgebieten nicht pflücken und besonders sorgfältig mit den natürlichen Ressourcen umgehen.
Der Wald als Raum des Wohlbefindens: Die Impulse der Natur wirken erholsam auf Körper und Seele. Warum aber fühlen wir uns zur Natur so hingezogen?
Die streng geschützten Nationalparks und Naturparks Österreichs sind für Besucher*innen zugänglich.