Auf Klettertour in Österreich
Man muss kein professioneller Kletterer sein, um Klettersteige zu bewältigen. „Einen Einführungskurs und etwas Übung, mehr brauchst du nicht“, meinen eingefleischte Klettersteiggeher*innen.
Ewald und Herta Gauster klettern seit 35 Jahren gemeinsam und vertrauen einander dabei blind. Nebenbei kümmert sich das Ehepaar auch um alte Kletterrouten, die sonst niemand wartet. Warum das heißt, dass die Bohrmaschine auch mal mit in den Urlaub kommt, erfahrt ihr hier.
Das Wetter ist klar und sonnig, als Ewald und Herta Gauster sich auf den Weg in den Wald machen. Der Waldboden ist noch feucht vom Regen des Vortages, Wassertropfen perlen von den Blättern; man fühlt sich in einen „Herr der Ringe“-Film versetzt. Hintereinander stapft das Ehepaar auf einem schmalen Pfad durch den Märchenwald, einzelne Sonnenstrahlen fallen durchs Blätterdach – bis sich plötzlich eine steile Felswand vor ihnen erhebt. Sie sind am Ziel.
Zu tun ist immer genug. Neben dem Setzen neuer Haken entfernen Ewald und Herta gezielt lockere Griffe und Tritte, putzen Griffe, entfernen mitunter auch Äste. Auch komplett neue, sichere Routen werden gesetzt. „Wir wollen die Sicherheit im Klettergarten erhöhen“, sagt Ewald. „Dieses Ausstatten, Einrichten, Putzen passiert aber nicht von selbst.“ Darum hat er diese Aufgabe übernommen, wie ein Heinzelmännchen im Hintergrund, das für die Sicherheit der Kletterinnen und Kletterer sorgt – mit Unterstützung seiner Frau.
Seit er in den 1980er Jahren seine ersten Bohrhaken setzte, ist viel passiert: Mittlerweile hat er insgesamt 20.000 davon in Kletterwänden befestigt und 2.000 Routen neu eingerichtet. Ein ungewöhnliches Hobby? Ja, aber: „Wenn eine Gruppe am Abend sicher heimkommt und sagt: ‚Ewald, es war schön, danke für die Routen‘, dann ist das für mich eine Genugtuung.“
Ewald und Herta sind ein eingespieltes Team. „Klettern und Ehe sind eines“, sagt Ewald. Kein Wunder, haben sich die beiden doch beim Klettern kennengelernt: „Dann haben wir festgestellt, das Klettern macht uns beiden Spaß und wir haben aneinander viel Freude. Über die Jahre ist man so zusammengewachsen, dass das eine ohne das andere nicht mehr geht.“ Inzwischen klettern die beiden schon seit mehr als 35 Jahren gemeinsam – wobei Ewalds Faible für sichere Kletterrouten auch auf Reisen immer dabei ist: „Er hat die Bohrmaschine dann auch in den Urlaub mitgenommen, die musste immer dabei sein“, erinnert sich Herta und lächelt. „Manchmal ist es schon anstrengend, wenn an fast allen Klettertagen die Bohrmaschine mitkommt und am Abend der Bohr- und Putzstaub aus dem Rucksack rieselt.“
Nach der Arbeit kommt das Vergnügen: Die sicheren Haken in der Gretlwand sind gesetzt, es ist Zeit fürs Klettern. „Ich spür das wirklich hautnah: Jeder Muskel wird beansprucht und man ist immer mitten in der Natur. Das ist das, was mich am meisten reizt“, schwärmt Ewald von seinem Lebenssport. Die Sonne steht inzwischen hoch, fällt auf die Wassertropfen in den Baumwipfeln und lässt den Märchenwald glitzern. Ewald und Herta tauschen die Plätze, nun sichert er, während sie den steilen Felsen trittsicher erklimmt. Ewald lächelt: „Wir wissen ohne Worte, was der andere macht. Dieses Grundvertrauen ist für mich etwas Wesentliches. Darum bin ich am liebsten mit meiner Frau unterwegs.“
Autorin: Johanna Schönfeld
Ein Klettergarten ist eine Kletteranlage an natürlichen Felswänden, in Steinbrüchen oder an Gebäuden, die mit diversen Sicherungsmitteln so vorbereitet wird, dass sich Kletterer mit geringem Aufwand sichern und bei vergleichsweise geringen Gefahren klettern können.
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