Winter in der Bildenden Kunst: Dem Schnee eine Farbe geben
Die Darstellung von Schnee und Eis in den Meisterwerken von bildenden Künstlern wie Werner Berg, Pieter Bruegel oder Egon Schiele hat eine intensive Wirkung. Die Farben reichen von mystischem Grau und Blau bis hin zu türkisen Pastellfarben.
Immer aktuell in der Kunst: Schnee von gestern
Schnee und Eis in Landschaften sowie deren Wirkung auf Menschen gehören zu den großen Themen in der bildenden Kunst. Die Beschaffenheit des grauen Winterlichts, in das sich oft blaue und türkise Pastellfarben mischen, regte große Künstler*innen zu Meisterwerken an.
Winter in der Malerei von Pieter Bruegel
Dass der Winter auf Maler*innen immer schon eine Faszination ausgeübt hat, zeigt ein Besuch im Kunsthistorischen Museum in Wien. Einer der Publikumsmagneten dort ist das Gemälde „Jäger im Schnee“ von Pieter Bruegel dem Älteren. Das Bild gilt als das erste bekannte europäische Großgemälde einer verschneiten Winterlandschaft. Es besticht durch seine Kontraste: dunkel gekleidete Jäger im Vordergrund und eine weiße Schneelandschaft mit aufragenden Berggipfeln im Hintergrund. Schimmernde grün-graue Schattierungen definieren den Abendhimmel und die Eisflächen.
Beeindruckend ist die Detailtreue – etwa die Gestalten am Eis: Menschen, die Schlittschuh laufen, Eisstock schießen oder das damals in Flandern beliebte Schneegolf spielen. Das Bildnis gilt auch als historisches Dokument der „Kleinen Eiszeit“, denn im Winter seiner Entstehung, 1564/65, soll es die tiefsten Temperaturen seit Menschengedenken gehabt haben.
Egon Schieles Blick aus dem Atelier
Das diffuse Licht des Winters, das Menschen und Gebäude zuweilen monochrom erscheinen lässt, faszinierte auch die expressionistischen Meister*innen. Als Egon Schiele im Alter von 17 Jahren sein erstes Atelier in der Wiener Leopoldstadt nahe dem Prater bezog, war eines seiner ersten Motive „Häuser im Winter (Blick aus dem Atelier)“.
Das Bild zeigt eine der vielen Hinterhofansichten, die man heute immer noch in Wien findet, wenn man mit offenen Augen durch alte Gassen wandert und neugierig hinter die Fassaden blickt. Die Gebäude mit verspielten Erkern, gerundeten Giebeln und Mansarden sind in Schieles Gemälde von dichten Schneehauben bedeckt – ganz so, als würden diese zur Architektur gehören. Schieles urbane Winterimpression ist heute Teil der Gemäldesammlung im Wiener Belvedere.
Bäuerliches Leben im Winter
Eine hingebungsvolle Beobachtungsgabe zeichnete auch den deutsch-österreichischen Expressionisten Werner Berg aus. Der Künstler wurde 1904 in Wuppertal-Elberfeld geboren, wanderte jedoch 1930 nach Kärnten aus, wo er einen abgelegenen Bergbauernhof, den Rutarhof, im Grenzgebiet zu Slowenien erwarb.
Werner Berg suchte im Leben wie im Werk „die Nähe zu den Dingen“. So auch in seinen zahlreichen Winterbildern: ausdrucksstarke Gemälde und Holzschnitte, die eine in Schnee und Eis erstarrte Natur zeigen – bevorzugt im Dämmerlicht mit langen Schatten, die vom Mondlicht oder künstlichen Lichtquellen erzeugt werden. Die Bilder von Gehöften zeigen die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Region. Wenn Berg Menschen im Winter darstellt, so sind es meist Schreitende, deren Bewegungen der Kälte trotzen. Einige dieser Bilder zeigen Frauen beim Kirchgang, die Gesichter und Kopftücher der Bäuerinnen sind meist aufs Notwendigste reduziert und vermitteln einen archaischen Eindruck.
Die Nacht und der Winter stellen die große Form der Landschaft, der Begebenheiten, der menschlichen Situationen wieder her.