Die magische Wachau
Sanfte Weinberge, historische Orte und sehr viel Sonne auf 33 Kilometern entlang der Donau: Das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau gilt als eines der schönsten Flusstäler Europas.
Ins Brennereidorf Stanz gelangen Besucher von Landeck über mehrere Serpentinen hinauf in eine Landschaft mit sanften, grünen Hängen und Obsthainen mit knorrigen Zwetschkenbäumen. Hier dreht sich alles um Edelbrand und Simon Nothdurfters Brennerei trägt nicht umsonst den Namen „Giggus“, was so viel heißt wie „scharfes Wasser“.
„Es ist ein langer Weg, bevor die Zwetschke vom Baum in die Flasche kommt“, erzählt der Obstbaumeister Simon Nothdurfter bei einem Spaziergang durch seine Stanzer Obsthaine. Die Frucht braucht ihre Zeit, bis sie reif ist.
Im Winter werden die Zwetschkenbäume geschnitten und es wird dafür gesorgt, dass sie genug Wasser bekommen. „Wir haben hier in Stanz besonders viele Sonnenstunden, die Nächte sind kalt. Oft bis zu 30 Grad Celsius Differenz. Daher rührt der hohe Fruchtzuckergehalt. Die mineralische Würze liefert das seltene Urgestein im Boden.“
Zwetschken sind Rosengewächse, ihre Duft-Komponenten sind zart. „Was hier bei uns ganz besonders ist, ist der Spänling, eine Wildpflaume, die nur in dieser Region gedeiht: eine eigroße, rot-violette, süß-säuerlich schmeckende Frucht. Wird sie zu Edelbrand verarbeitet, ist ein sanftes Mandelaroma spürbar, das an Marzipan erinnert.
Das Dorf mit seinen 50 Brennereien hat sich auf Edelbrand spezialisiert. In Stanz in Tirol leben rund 650 Einwohner, ca. 150 Haushalte und davon stellen 90 Brenner Edelbrände her. Diese Dichte an Brennereien rechtfertigt den Namen „Brennereidorf Stanz“. Mit einer Seehöhe von 1040 Metern ist es das höchst gelegene Obstbauangebiet Europas. Die sonnige Lage und die ausgeklügelte Bewässerung sorgen für das Aroma und den Zuckergehalt in den Früchten.
Und für die, die noch nie den Unterschied zwischen Schnaps und Edelbrand geschmeckt haben, erklärt Simon gerne: „Im Gegensatz zu Schnaps wird für Edelbrand nur vollreifes Obst mit hundertprozentigem Fruchtanteil verwendet. So riechen Genießer*innen die Stanzer Zwetschke im Glas und schmecken sie sanft und lang am Gaumen.“
Im Alter von elf Jahren brennt Simon Nothdurfter in der Giggus Brennerei seinen ersten Schnaps. „Das Vertrauen, das mir mein Vater damals entgegenbrachte, hat frischen Wind in mein Leben gebracht.“ Mit 15 Jahren lässt er sich zum Obstbaumeister ausbilden. „In Tirol lag der Fokus auf Viehzucht, daher habe ich in die Schule nach Südtirol gewechselt und Italienisch gelernt.“
Ob Zwetschke, Apfel, Birne oder Marille: Simons Leben dreht sich um die reifen, süßen Früchte, aus denen er mit seinem Vater Stefan Nothdurfter Edelbrand herstellt. Dieses Wissen über die Kunst des Schnapsbrennens geben sie übrigens gerne an Besucher*innen weiter. Die Giggus Brennerei steht seit dem 17. Jahrhundert – in Lehm und Stein erbaut und mit glänzenden Kupferkesseln – am Hof der Familie Nothdurfter und zählt dank der Experimentierfreude der zwei Brennmeister zu den meistprämierten Brennereien Tirols.
Simon Nothdurfter beschreitet neue Wege. Er will mehr über die Herstellung von Cider oder Zider, wie er in Österreich bezeichnet wird, erfahren. „Bei einer Exkursion nach Klosterneuburg in Niederösterreich, der ältesten Wein- und Obstbauschule der Welt, habe ich mir bis ins kleinste Detail das Produktionsverfahren erklären lassen.“ Bei Most wird Apfelsaft mittels Kellertechnik und Hefe vergoren. Bei Cider wird hingegen vergorener Apfelsaft mit reinem Apfelsaft vermischt und mit Kohlensäure versetzt. „Ein kleiner Dreh, der einen großen Unterschied macht.“
„Nicht alle Kunden, die auf unseren Hof kommen, wollen Schnaps trinken. Daher habe ich mir überlegt, ob ich alkoholfreie Getränke wie Sirupe und Apfelsaft oder Getränke mit wenig Alkohol wie Apfelmost und Apfelcider herstelle.“ Unter seiner Marke „Simon's Naturprodukte“ werden die Erfrischungen angeboten. Der Johannisbeerensirup und der Apfelmost-Cuveé wurden 2020 bei der Alpen-Adria-Verkostung sogar mit Gold ausgezeichnet. „Diese Anerkennung und das Gütesiegel der AMA Genuss Region stehen für die hohe Qualität unserer regionalen Produkte.“
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Fixstarter, sobald die ersten Hauszwetschken das Morgenlicht des samstäglichen Bauernmarktes erblicken.