Handwerk und Brauchtum in Österreich
Es hat eine ganz eigene Magie, mit den Händen Produkte zu schaffen und sich dabei von der Natur inspirieren zu lassen. Wo ursprüngliches Handwerk noch mit Leidenschaft gelebt wird.
Maria Scholz und Christian Mayer sind stolze Besitzer von entzückenden Zuckerlgeschäften in Wien und Salzburg. Wie das Jahr 2012 alles änderte und sie ihre Liebe zur alten Tradition des Zuckerlmachens entdeckten.
“Wir waren keine zehn Sekunden in dem schwedischen kleinen Laden und es war um uns geschehen”, erzählt Christian Mayer von seinem Erweckungserlebnis. “Der Geruch, die Farben und die unbeschreibliche Vielfalt der Zuckerln haben uns verzaubert. Wir verbrachten unzählige Stunden in der kleinen Bonbon-Manufaktur im hohen Norden und waren derart beeindruckt von der Handwerkskunst, dass wir von unserem eigenen Geschäft in der Heimat träumten.”
Diese Idee blieb nicht lange ein Traum, sondern wurde innerhalb kürzester Zeit Realität und so entstand nach vielen Jahren wieder eine Bonbon Manufaktur im Herzen Wiens. Selbst die Suche nach dem passenden Lokal überlässt Christian nicht dem Zufall und so beherbergt nun Österreichs allererstes Hochhaus seit dem Jahre 2013 die qualitativ hochwertigen Kreationen direkt in der Herrengasse im ersten Wiener Gemeindebezirk.
Die Zuckerlwerkstatt von Christian und Maria hatte erst seit wenigen Monaten geöffnet, als ein älterer Herr mit zwei großen Papiersackerln ihr Geschäft betrat. Aus den Sackerln holte der Herr, der sich als Fritz Heller vorstellte, mit den Worten „Ich glaub, ihr könnt damit etwas anfangen“ 120 Jahre alte Kataloge des Wiener Süßwarenherstellers Heller hervor.
Heller ist das letzte Mitglied jener Familie, die die Süßwarenfabrik in Favoriten führte. 1891 von Gustav und Wilhelm Heller gegründet, trug das Familienunternehmen innerhalb von wenigen Jahren nicht nur den prestigeträchtigen Titel eines K. u. K. Hoflieferanten, sondern erfüllte sogar die noch seltenere Rolle eines Kammerlieferanten, war also ein Zulieferer für die privaten Gemächer des Kaisers und auf dessen persönliche Bestellung. Im Jahr 1971 wurde die Wiener Traditionsfirma im Zuge einer Fusion stillgelegt.
„Unser größter emotionaler Schatz”, strahlt Christian, "ist der Original Heller Katalog aus dem Jahre 1898, den uns Fritz Heller übergeben hat. Zu den wohl schönsten Editionen in unserem Sortiment zählen sicher die Original Heller Zuckerl, die aus Vorlagen dieses Kataloges aus 1898 stammen.“
Wenn man unter der Woche durch die Herrengasse flaniert, entdeckt man eine Traube von Kindern, die sich an den einladenden Schaufenstern der Zuckerlwerkstatt die Nase plattdrücken. „Das Wichtigste bei der Entstehung unserer Zuckerlwerkstatt war, dass uns die Besucher*innen beim Zuckerl machen zuschauen und somit unsere Leidenschaft spüren können.“, erzählt Christian. Passion, Freude und viel Leidenschaft sind die Hauptzutaten für die kleinen Köstlichkeiten.
„Wir sind der Meinung, dass man diese Leidenschaft auch in jedem einzelnen unserer Zuckerl schmecken kann. Und jeden Tag aufs Neue sehen wir, dass unsere Kunden diesen Geschmack lieben, wenn sie mit einem süßen Lächeln unsere Manufakturen verlassen. Dass unsere Zuckerl so farbenfroh sind, verdanken wir etwa 300 verschiedenen natürlichen Pflanzenextrakten. So entsteht die Farbe Rot etwa aus Sauerkirsche, rotem Rettich und schwarzer Karotte. Ich pflege zu jedem einzelnen Lieferanten eine persönliche Beziehung, wähle meine Zutaten sorgfältig aus und überlasse hier nichts dem Zufall.”
„Mystisch wird’s dann bei unseren Gelees”, schmunzelt Christian, „hier arbeiten wir unter anderem mit einer sagenumwobenen Kräutermischung aus dem 18. Jahrhundert – eigens hergestellt in der Saint Charles Apotheke in Wien. Diese so genannte Kräuter-Wunder-Waffe ist eine Mischung aus ätherischen Ölen von Zitronen, Zimt, Nelken, Rosmarin und Eukalyptus.
Die Zuckerlwerkstatt ist auch eine Hommage an die ausgestorbene Tradition des typischen Wiener Zuckerlgeschäftes. Es gab einst mal an die 400 kleine Bonbonläden in Wien.
“Wir setzen auf traditionsbewusste, 100% händische Herstellung der Süßigkeiten”, so Christian, “wir lassen uns dabei ganz tief in den Zuckerltopf schauen und tag täglich bei unserem Handwerk beobachten. Wir achten darauf, nur Zutaten aus der Region zu verarbeiten.” Deshalb trägt die Zuckerlwerkstatt auch das Gütesiegel AMA GENUSS REGION. Das Gütesiegel bekommen Unternehmen, die besonders auf die Herkunft und Qualität der Zutaten und Produkte achten.
Angelockt vom leckeren Geruch, der sich in der näheren Umgebung ausbreitet, beobachtet man regelmäßig Menschen, die sich auf die Suche nach der Quelle des verlockenden Geruches machen. Überrascht treten Erwachsene und Kinder in eine wundervoll duftende und bunte Welt des Zuckerls ein und man sieht in ihren Augen, wie sehr sie sich freuen, live mitzuerleben, wie die angebotenen Waren vor ihren Augen hergestellt werden.
Christian erzählt voller Stolz: “Wir sind sehr glücklich, dass wir diese einzigartige Tradition in die Moderne geholt haben und es bei Jung und Alt ankommt.”
Es hat eine ganz eigene Magie, mit den Händen Produkte zu schaffen und sich dabei von der Natur inspirieren zu lassen. Wo ursprüngliches Handwerk noch mit Leidenschaft gelebt wird.
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